Rundgang durch das Österreichische Kulturforum New York
Vermeidung der Anonymität
Von Monika Wunderer, APA
"Treffen wir uns halt auf der Baustelle", meint Architekt
Raimund Abraham am Telefon. Ganz so schlimm sieht es beim Lokalaugenschein
genau einen Monat vor der Eröffnung dann doch nicht mehr aus. Das neue
Kulturforum in New York ist fast fertig - nur am Innenausbau wird noch
eifrig gearbeitet. Am 18. April findet die Einweihung des viel
besprochenen Hauses statt und am 19. April startet das dreimonatige
Eröffnungsprogramm. "Der 18. April muss geschafft werden", meint
Abraham, "an diesem Termin führt nun kein Weg vorbei." Der gebürtige
Tiroler sorgte erst kürzlich für Schlagzeilen, als er eine amerikanische
Staatsbürgerschaft annahm und die österreichische zurücklegte. Auf die
Frage, warum er die amerikanische Staatsbürgerschaft angenommen hätte,
antwortet er: "Ich lebe ja schon seit 40 Jahren hier und hätte das schon
lange machen sollen." Stolz öffnet Raimund Abraham die Eingangstür auf
der 52. Straße zu seinem 20 Stockwerke in die Höhe ragenden gläsernen
Turm. Hinter der Eingangshalle, die mit Stahl verkleidet und mit
graublauem Stein ausgelegt ist, beginnen im Nordteil des Turms die
"fließenden Räume", das Stiegenhaus, das zu den beiden Mezzanin-Etagen,
sowie in die Galerie im Untergeschoss führt. Die Galerie ist schmal und
länglich. Die Fensterwand mit ihren Vorsprüngen und ihrer großzügigen
Öffnung erzeugt in jedem Stockwerk einen anderen Blick von der Stadt.
"Hier wird es nicht die Anonymität anderer Hochhäuser geben, in denen man
leicht die Orientierung verlieren kann", betont Abraham. Steigt man
die "freien, fließenden" Stiegen in den Mezzanin hinauf, kann man durch
eine Oberlichte die hintere Fassade des Hauses sehen. Genau solche
Problemlösungen und die unwahrscheinliche Kompaktheit der Räumlichkeiten
bilden den unverwechselbaren Charakter dieses Hauses. Eine Brücke
führt vom oberen Mezzanin in die Lounge/ Café, in dem Sitzgelegenheiten
und Tische zum "Zeitungslesen und Kaffeetrinken" (Abraham) einladen. Am
hinteren Ende des Cafés, das auch das Foyer für das hauseigene Theater
bildet, eröffnet sich wieder der Blick zur Eingangshalle und zur Südseite
des Turms. Der darüber liegende Theaterraum ist ein Mehrzweckraum. Er
ist der breiteste Teil des Turms, der nach oben hin immer schmäler in den
Himmel wächst, und ist für 75 Leute zugelassen. Helles Holz dominiert
die Inneneinrichtung der oberen Räume des Kulturforums, sowohl die Büro-
als auch die Bibliotheksmöbel, im krassen Gegensatz zum nüchternen Stein
und Stahl der Eingangsgeschosse. Die Möbel werden von der österreichischen
Firma List geliefert, eine Qualität, die man in New York nie finden könne,
wie Abraham wiederholt betont. Über dem Theater wird das Archiv des
Österreichischen Kulturforum New York einziehen. Die immerhin 20
Stockwerke sind nicht nur durch zwei Aufzüge, sondern auch durch zwei
Fluchtstiegen verbunden. Den Abschluss der öffentlichen Räume bildet
ein Seminarraum im sechsten Stock, der in zwei Teile geteilt werden kann
und auch als Garderobe für auftretende Künstler dienen wird. In den Räumen
darüber sind Büros und die Wohnung des Direktors. Die Arbeitsplätze sind
durch Glaswände getrennt, das Arbeitszimmer des Direktors und der
angrenzende Besprechungsteil - eine Art gläserne Box - nehmen "den Kopf
der Figur", wie ihn Abraham nennt, ein. Ganz oben, im 20. Stock,
befindet sich schließlich eine Terrasse, die im Westen den Ausblick
entlang der 52. Straße über den Hudson River bis nach New Jersey erlaubt.
Die Terrasse ist wieder, wie die Eingangshalle, überwiegend aus Stahl und
grauem Stein. Ende dieser Woche, hofft Abraham, ist die
Innenausstattung fertig, sodass die Angestellten ihre Büros beziehen
können und damit die Republik das Gebäude übernehmen wird. Dann bleibt nur
noch der Countdown bis zur Eröffnungsveranstaltung.
Erschienen am: 20.03.2002 |
. |
Quer durch Galerien
Dorotheum: Auktion "Alte Meister"
Gösta Winbergh in Wien gestorben
Wiener Secession: "Gefangen in der Gegenwart" - Manfred Erjautz
Oberes Belvedere: Neuankäufe der Österreichischen Galerie
Rundgang durch das Österreichische Kulturforum New York
|
. |