Autor und Maler Pierre Klossowski (96) tot

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Über die eigene Beziehung zu seinem literarischen Werk hat sich Pierre Klossowski so geäußert: es sei eine Summe von Momenten eines unabhängigen Nachdenkens. Der philosophische Autor und Maler Pierre Klossowski ist am Sonntag im Alter von 96 Jahren in Paris gestorben, wie seine Familie bekannt gab.

Klossowski, der Rainer Maria Rilke und Andre Gide sowie den Maler Pierre Bonnard noch persönlich kannte, hat als Essayist und als Übersetzer gearbeitet. Er ist der Bruder des im Februar gestorbenen Malers Balthus. Zuletzt widmete er sich
wesentlich der Malerei, in der lüsterne und sadomasochistische Szenen eine große Rolle spielen. Die letzte Ausstellung hatte er als Maler Anfang des Vorjahres in einer Galerie in Lyon.

Literarisches Werk

Pierre Klossowski schrieb u.a. über den "göttlichen Marquis" de Sade "Sade, mein Nächster" (1947), "Le Baphomet" (1965), der als gelungenster Roman des Künstlers gilt, in dem sich Klossowskis Obsessionen mit seiner zurückhaltenden Sprache und den barocken Situationen am gelungensten verbünden, die Roman- Trilogie "Les lois de l'hospitalite" (Die Gesetze der Gastfreundschaft, 1965), über den deutschen Philosophen Friedrich Nietzsche "Nietzsche und der Teufelskreis" (1969)sowie "Die Ähnlichkeit" (1984).

Klossowski in der Secession

Das zeichnerische und plastische Werk Pierre klossowskis war 1996 in der Wiener Secession zu sehen. Damals wurde sein erotisch-mystisches Ouevre erstmals in großem Umfang in Österreich präsentiert.

In den gezeigten Werken vollbrachte er die Quadratur des Kreises: Sexuelle Obsessionen – die Päderasten, Sujets für Liebhaber unsanfter sodomitischer Begegnungen sowie sadistischer Rituale an langbeinigen Strapsträgerinnen darstellten - durch "raffaelisch" sanfte Zeichenkunst in den Rang heiliger Handlungen und mythologischer "Hochzeiten" zu erheben.

Singulärer Stil

Sein besonderer Zeichenstil bestand aus einer Mischung von virtuosem Realismus und einer vorgespiegelten Naivität und "Nicht-Könnerschaft". Sie bricht jede jede Direktheit und rückt die lebensgroßen, ganz konservativ "gestrichelten" Blätter in Graphit und Buntstift in Distanz.

Räumliches Oszillieren, das Fließende der Liniensprache und die sanften Pastelltöne in seinem Werk erinnern an verblasste Fresken.

Arbeit für Freud-Ausstellung

Vertreten war Pierre Klossowski bereits mit Arbeiten zur Festwochen-Ausstellung "Wiener Diwan: Sigmund Freud heute" 1989. Damals zeigten mehr als 50 internationale Künstler von Richard Artschwager und Attersee über Gilbert & George, Keith Haring und Hans Hollein bis zu Andy Warhol ihre Arbeiten zum Stand der aktuellen Auseinandersetzung der Kunst mit der Psychoanalyse.

Auch Theater und Film

In seinem Zyklus "Gegenwelt" plante Hans Gratzer nach seiner Rückkehr ans "Schauspielhaus" die Uraufführung der Bühnenfassung des Romans "Der Baphomet", die der mystische Maler und Literat schuf, als Festwochen-Produktion des Jahres 1992
aufzuführen. Allerdings musste das Projekt aus finanziellen Gründen abgesagt werden.

Aber auch zum Film hatte Pierre Klossowski eine Beziehung: er wirkte in Robert Bressons Film Au hasard Balthazar (Auf gut Glück Balthazar) aus dem Jahr 1966 mit.

Polnischer Adeliger

Pierre Klossowski de Rolas wurde am 9. August 1905 in einer Künstlerfamilie polnischer Herkunft geboren. Durch sein Elternhaus hatte er bereits frühen Kontakt zu Künstlern. Er stand aber auch verschiedenen philosophischen Richtungen sowie Vertretern der Psychoanalyse nahe. An der Seite von George Bataille arbeitete Kosslowski im "College de Sociologie" mit.

Ab 1972 gab er das Schreiben auf, um sich nun dem Zeichnen zu widmen. 1996 wurde Pierre Kosslowski mit dem damals erstmals vergebenen Erinnerungspreis "Prix Paolo Pasolini" geehrt. Mit seinem Bruder, der unter dem Künstlernamen Balthus weltberühmt wurde und knapp vor seinem 93. Geburtstag im Februar dieses Jahres gestorben ist, zählte er zu den besonders bewunderten Außenseitern der Moderne.
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