Groß im Kleinen

Die Nationalbibliothek zeigt im vor kurzem renovierten Papyrus Museum Miniaturen des O.R. Schatz aus der Sammlung Daim.
Von Gernot Zimmermann.


Der über 70-jährige Publizist und ehemalige Psychoanalytiker Wilfried Daim ist ein leidenschaftlicher Sammler. Anfang der 70er Jahre begann er den damals fast vergessenen Künstler Otto Rudolf Schatz zu sammeln. Kleine Blätter waren damals um ein paar hundert Schilling zu haben. Mittlerweile besitzt Daim über 2000 Arbeiten, die Millionenwerte darstellen. Er kann also gut darüber lachen, dass man ihn damals "für einen Trottel gehalten hat", so Daim.

Ohne Titel
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Die kleinen Holzschnitte von den 20er Jahren bis in die 50er Jahre sind von großer Schlichtheit und Expression, wobei sich Daims berufsbedingter psychologischer Zugang sehr von jenem der Kunsthistoriker unterscheidet, wie Daim festhält.

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Vielseitiges Talent

Der Wiener Otto Rudolf Schatz kam bald nach der Absolvierung der Kunstgewerbeschule mit dem Hagenbund in Kontakt. Er bewegte sich im Umkreis der sozialdemokratischen Volksbildungsbewegung der 20er Jahre, wo auch Ernst Fischer dazugehörte.

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Entdeckt wurde Schatz vom Autor Arthur Roessler, einem großen Förderer von Egon Schiele. Das Ergebnis der Zusammenarbeit der beiden waren u.a. zwei ganz in Holz geschnittene Bücher, mit denen er sich den Spitzenplatz in der österreichischen Buchkunst seiner Zeit eroberte.

Schon 1923 hatte Schatz aber auch einen Vertrag mit dem Galeristen Otto Kallir in der Tasche, der im half, sich auch als Maler durchzusetzen. 1936 kehrte er unglücklicherweise von einer Reise in die USA nach Wien zurück. Da er mit einer Jüdin verheiratet war, wurde er in ein tschechisches Konzentrationslager gebracht. Den Nationalsozialismus lehnte er aus tiefstem Herzen ab. Die Miniaturen aus der Kriegszeit sind daher melancholische Landschaften ohne Menschen, die an Brueghel erinnern.

Querkopf

Doch auch nach dem Krieg blieb O. R. Schatz der Querkopf, der er war. Zwei Faschingsgewänder - wirkliche Raritäten - sind auch in der Österreichischen Nationalbibliothek zu sehen, voll bemalte Mäntel, die für ein Künstlergschnas entstanden sind. Aus derselben Zeit, den 50er Jahren, stammen die Arbeiten von Otto Rudolf Schatz für Zeitungen des Gewerkschaftsbundes. Er starb am 16. April 1961.

Link:
Österreichische Nationalbibliothek

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