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derStandard.at | Newsroom | Kultur | Bildende Kunst 
15. November 2009
17:29 MEZ

Vienna Art Week, bis 22. 11.

Termine
Während der Vienna Art Week empfehlen sich u. a. folgende Termine:

 

Franz Amanns "Gepardenköpfe" sind Teil der Vienna-Art-Week-Schau "The Center of Attention. Kunst als Soziotopie"


Im Würgegriff der Kunst
Die Vienna Art Week versteht sich als Kooperationsplattform am Kunststandort Wien: Zum fünften Geburtstag stellt sie ihre weitreichenden Aktivitäten unter den Titel "Verführung zur Kunst"

Wien - "Die Frage nach dem Kunstzentrum stellt sich im 21. Jahrhundert nicht mehr, doch Wien zählt für mich zu den vier oder fünf wichtigsten Kunststädten. Wien verfügt über eine große institutionelle Dichte. Es existiert ein unglaublicher Reichtum, sowohl an öffentlichen Institutionen wie an wichtigen Galerien und Künstlern" , verrät Hans Ulrich Obrist, internationaler Kurator und Kodirektor der Londoner Serpentine Gallery der Vienna Art Week.

Und so langsam scheint das auch der Wiener Kunstwelt selbst gedämmert zu sein, definiert sich die Vienna Art Week (organisiert von Martin Böhm, Dorotheum, und Robert Punkenhofer) doch zum fünfjährigen Bestehen mehr als selbstbewusste Leistungsschau hiesiger Produktion denn als krampfhaft um internationale Positionierung bemühtes Ereignis. Das vielfältige kreative Kapital der Kunstmetropole wird durch die Aktivitäten der Art Week verstärkt wahrgenommen, beschreibt Künstlerhaus-Chef Peter Bogner die bündelnden Kräfte, die allerdings mit der Verführungsgewalt einer würgenden Riesenschlange auf dem Plakat (Motto: "Verführung zur Kunst" ) einhergehen. "Je mehr Diskurs es gibt, je mehr ausgestellt, je mehr gekauft wird, desto mehr Brenn- und Zündstoff gibt es im gesamten Kunstbetrieb" , erklärt Künstler Erwin Wurm die, wie er meint, "lebenswichtigen" Mechanismen.

Also wird von heute, Montag, bis zum kommenden Sonntag Diskurs produziert bis zum Schwindligwerden: Fast jedes Wiener Haus, von der Kunsthalle bis zum Kunsthistorischen Museum (auch das Essl Museum in Klosterneuburg!), von der renommierten Galerie bis zum Offspace legt seine Aktivitäten in dieses Zeitfenster hinein.

"Was es nicht gibt" , spricht Obrist eine sich immer wieder neu gebärende Wiener Diskussion an, "ist ein Ereignis mit kritischer Masse. Es fehlt eine Großausstellung oder Biennale." Die Art Week sorgt heuer zumindest einmal für eine zwar nicht große, aber dafür durchaus kritische Low-Budget-Schau in der Radetzkystraße 23.

In The Center of Attention. Kunst als Soziotopie umkreist Ursula Maria Probst, rotierende Kuratorin und Kunstkritikerin, den Begriff des Soziotops: Zum einen verweist er durchaus problematisierend und sich vom eher karrieristischen Begriff des "Netzwerks" abgrenzend auf die sozialen Beziehungen zwischen Kuratoren und Künstlern. Zum anderen thematisiert er die Erweiterung dieser Soziotope durch zunehmende internationale Vernetzungen: An CEE-Ausstellungsschwerpunkte anschließend, lud Probst sieben in Wien "vernetzte" Künstler jener Länder ein, ihrerseits wieder Einladungen auszusprechen: ein kuratorisches Schneeballprinzip. (Anne Katrin Feßler/DER STANDARD, Printausgabe, 16. 11. 2009)

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