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Ironische Grenzüberschreitungen

PLUS ULTRA heißt es ab heute im Kunstraum Innsbruck: Zehn Künstler nähern sich ernsthaft bis ironisch dem Thema an.

INNSBRUCK. "Plus Ultra" war das Motto Karls V., in dessen Reich bekanntlich die Sonne nie unterging. Ihm ging es um das Hinaussegeln über die Grenzen einer alten Welt in eine neue Welt, deren Segnungen auch in Sachen Kunst nun in unsere alte zurückschwappen. "Plus Ultra meint natürlich aber auch Nonplusultra", die Gier nach grenzenloser Ekstase, nach ewigem Wachstum und multiplen Orgasmen, so Thomas Feuerstein, der gemeinsam mit Stefan Bidner die Schau kuratiert hat.

Die Frage nach dem Überschreiten von Grenzen beantworten die elf im Kunstraum präsenten Künstler - drei davon sind aus Tirol - auf ganz unterschiedliche Weise. Christoph Hinterhuber etwa, der das an die äußere Frontwand gepinnte Logo zur Schau entworfen hat, bedient sich einer reizvoll verschlüsselten und doch assoziativen Bilderschrift. Richard Höck und Karin Pernegger verwandeln den Kunstraum dagegen in eine Moschee, indem sie vier Megaphone auf dem Dach installierten, aus denen vier Mal täglich, immer wenn in den vier Zeitzonen der Erde die Sonne untergeht, ein Muezzin zu vernehmen ist.

Die spektakulärste Aktion der Schau ist bzw. war aber die des Amerikaners Richard Jackson. Sie ging allerdings bereits gestern Donnerstag über die Bühne. Übrig geblieben sind die Spuren der destruktiven Action-Painting-Aktion, bei der ein altes - die Galeriewand durchbohrendes - Motorrad als "Malmaschine" benützt wurde.

Fragen der Globalisierung thematisiert die Kroatin Andreja Kuluncic spielerisch, indem sie den Kuchen Welt in verschieden große Stücke zerschneidet. Cosima von Bonin erweist sich als romantische Geschichtenerzählerin. Dorit Margreiter und Anette Baldauf zelebrieren Las Vegas als letzten Sehnsuchtsort. Diesen scheint der Tiroler Hans Weigand auf den ersten Blick in Los Angeles gefunden zu haben. Er stellt in seiner Installation voller Ironie modernistische Utopien der amerikanischen Scheinidylle gegenüber.
Der fabelhafte Geschichtenerzähler Raymond Pettibon tapeziert eine Wand mit seinen Zeichnungen. Paul McCarthy persifliert in seinem Video Künstler und Kunstbetrieb. Wie die Installation von Jason Rhoades ausschauen wird, wird man erst heute Abend wissen. Denn dann wird der Künstler über Video-Konferenz-Schaltung die Anweisungen geben, wie die bis dahin verpackten Fischeier, Erbsen und Styroporkugeln zu einem Objekt der Kunst geadelt werden sollen.
2002-10-10 16:50:29