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Die gesellschaftliche Realität in die Arbeiten zu integrieren war das Bestreben von Künstlern, das unter dem Titel "Narrative Figuration" erstmals mit 68 Künstlern ausgestellt wurde - natürlich in den 60er-Jahren. Politik, Konsum, Sex und Medien, mit einer Erzählung, einem Kommentar angereichert.
Mit einigen Ausnahmen erinnern sich die nun rund 70-jährigen Maler auch stilistisch heute noch gerne an gestern. Derzeit zu sehen in der Galerie Hilger, wo der ehemalige Mumok-Direktor Lóránd Hegyi eine museale Schau zur "Figuration narrative" zusammengestellt hat. Hilger wollte die bis heute im Schatten der weitaus besser promoteten US-Pop-Artisten stehenden Künstler als Gruppe wieder zeigen.
Le fruit bezieht sich bei Bernard Rancillac (im Katalog) auf einen pornografisch angehauchten, kitschigen Akt, andere Frauenbilder driften nicht so ins Peinlich-Abgeschmackte. Ernst Hilger verweist auf diese Generation, die aus dem Umkreis der Pariser Kunsthistorikerin Catherine Millet stammt, die kürzlich mit ihrem Roman Das sexuelle Leben der Catherine M. international Bestseller-Höhen erklomm. Peter Klasen wiederum mischt Erotik mit Maschinenästhetik. Bedrohung in der Mediengesellschaft, Repressionen autoritärer Regimes sind Themen von Jacques Monroy auf blautonig-düsteren Bildschirm-Bildern.
Gérard Fromanger ist der einzige, der stilistisch neue Wege gegangen ist: In
seinem Bastille-Zyklus vermischt er formale Spielereien mit weit
interpretierbaren Andeutungen von Menschenmassen, Demos, Schlägereien. Die
Comic-Schiene bedient Erró, der früher Agitprop-Bilder mit Kunstgeschichte
kurzschloss.
(DER STANDARD, Print-Ausgabe, 24. 4.
2002)
Quelle: © derStandard.at