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Selbst Kritiker, die seine Ästhetik nicht schätzen, attestieren
Ernst Fuchs hohe handwerkliche Virtuosität zu. Von Dorothee
Frank.
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Nur selten kann man die bekannte Figuren-
und die Themenwelt des Wiener Phantastischen Realisten in so vielen
Varianten erleben wie in dieser Ausstellung: Sphingen, Cherubim und
Propheten, Madonnen und Kreuzigungsgruppen in großer Zahl - und natürlich
die rosig-üppigen nackten Frauen mit den ausladenden Hüften. Ernst Fuchs
malt seit jeher Visions- und Traumszenarien vor dramatisch erleuchteten
Himmeln.
![Madonna mit dem Jesuskind, 1988 (Zum Vergrößern anklicken)](00052294_files/1-madonna-t.gif) |
Madonna mit dem Jesuskind, 1988 (Zum
Vergrößern anklicken) | Fantastische
Kunst von Hieronymus Bosch bis Arnold Böcklin, der Surrealismus, jüdische
und christliche Mystik, die Kriegserlebnisse und ihre Entsprechung in der
biblischen Apokalypse - das sind Quellen, aus denen sich das Werk von
Ernst Fuchs speist. Dem populären Maler, der zugleich einer der
Hauptvertreter des Wiener Phantastischen Realismus ist, ist die
Ausstellung Ernst Fuchs: Mythos -
Phantasie - Realismus im Palais Harrach gewidmet. Zu sehen ist die
Schau, die 200 Werke umfasst und davor bereits in der Moskauer
Tretjakow-Galerie gezeigt wurde, von Donnerstag bis 14.Oktober.
Wichtige Kindheitseindrücke
![Cinderella, 1988 (Zum Vergr. ankl.)](00052294_files/1-cinderella-t.gif) |
Cinderella, 1988 (Zum Vergr.
ankl.) | Aber auch Kindheitseindrücke
waren äußerst wichtig für das Werk von Ernst Fuchs. So z.B. das
Altstoffsammellager des Vaters oder, gleich gegenüber in der
Breitenfurterstraße, ein Zwergengarten. "Ich glaube, das ist wie das
Talent selbst angeboren. Denn warum sollte ein vierjähriger Knabe an der
Hand seines Vaters während eines Spaziergangs im Badener Kurpark vor einem
'Märchenbrunnen' stehen. Dort waren ja auch andere Kinder - und für die
war der Undinen-Brunnen nichts Besonderes", erzählt der Maler über seine
Fantasiewelt.
![Ernst Fuchs bei der Arbeit an](00052294_files/1-fuchs-einhorn.gif) |
Ernst Fuchs bei der Arbeit an "Triumph des
Einhorns", 1999 |
Erste Zeichnungen im Wirtshaus
Die enorme handwerkliche Geschicklichkeit im Zeichnen und Malen ist
Ernst Fuchs offenbar angeboren. Schon als Kind hat er Schauzeichnen
veranstaltet. "Ich habe meine ersten Zeichnungen im Wirtshaus gemacht.
Alle haben ein Viertel spendiert und mein Vater hat das sehr genossen,
dass da ein 'Wunderkind' sitzt. Aus der Fantasie zu zeichnen war mir
angeboren und die Inhalte waren in erster Linie mythologische", erzählt
Fuchs. Schon seit langem malt der erfolgreiche Künstler in der aufwendigen
Technik alter Meister.
Verbindungen zur Fantasy Art
![Adam und Eva, 1983/84 (Zum Vergr. ankl.)](00052294_files/1-adam-eva-t.gif) |
Adam und Eva, 1983/84 (Zum Vergr.
ankl.) | In den 90er Jahren sind die
großformatigen Gemälde des Phantastischen Realisten noch bunter geworden.
Ein wenig erinnern die Farbigkeit und der malerische Duktus sogar an
Fantasy-Comics. "Die Fantasy-Art der Amerikaner kommt von Leuten, die
meine Schüler waren. Sie hat sich unter dem Eindruck der Wiener Schule in
Amerika - und in Japan - stark entwickelt. Ich habe vor einigen Jahren in
Venedig eine Ausstellung mit jungen Fantasten gemacht, da waren Künstler
aus 57 Ländern vertreten. Es ist gigantisch, was die Wiener Schule für ein
weltweites Echo hat. Das wird natürlich hier zu Lande begeifert und
negiert, aber es ist ein Faktum", stellt Fuchs fest.
Umstrittener Künstler
![Cinderella (1), 1988-98 (Zum Vergr. ankl.)](00052294_files/1-cinderella2-t.gif) |
Cinderella (1), 1988-98 (Zum Vergr.
ankl.) | Ernst Fuchs ist aber nicht nur
einer der populärsten, sondern auch einer der umstrittensten heimischen
Künstler. Sein Nimbus als Malerfürst, als Frauenliebling und Vater von
mittlerweile 16 Kindern, sein kommerzieller Erfolg und natürlich die
Ästhetik seines Werkes fordern Kritik heraus. Von "Modemaler", über
"schwül-parfümiert" bis "dekorativ-überkandidelt" reicht die Palette der
wenig schmeichelhaften Beurteilungen, die ihm Kunstexperten zugewiesen
haben.
Einst wurde er von einem Kritiker abfällig als Nachfolger des
Salzburger Hausmeistersohnes Johann Ferdinand Apolonius Makart bezeichnet.
"Es wäre mir eine große Ehre, wenn andere mich als einen zweiten Makart
ansehen würden. Ich liebe sein Werk. Es gibt allerdings zwischen unser
beider Werk keine Beziehung - außer jener des Talents vielleicht", so
Fuchs.
Möbel-Entwürfe
Einen privaten Einblick in sein Schaffensumfeld gibt das ebenfalls
ausgestellte "Ernst-Fuchs-Zimmer" mit Privatmöbeln und
Dekorationsgegenständen des Künstlers. Ebenso werden Werke aus dem
Privatmuseum der Otto-Wagner-Villa wie der "Lohengrinzyklus" und die
großen Ölgemälde aus den 70er und 80er Jahren ausgestellt werden.
Tipps:
"Ernst Fuchs: Mythos - Phantasie - Realismus", Palais Harrach, von 2.
August bis 14. Oktober, Informationen: 01/525 24/401
Soeben erschienen: "Ernst Fuchs: Phantastisches
Leben. Erinnerungen". 447 S, ISBN: 3-463-40401-X, Kindler, 2001, ATS
364,- |