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derStandard.at | Newsroom | Kultur | Bildende Kunst 
11. Februar 2009
19:53 MEZ


Ansturm auf "Kunst zu kleinen Preisen" bei Giese.

 

 


Gute Nachfrage im "Keller"
Umsatzsegen für die Wiener Kunsthandlung Giese im Souterrain

Wien - An seinen ersten Arbeitstag in der von seinem Vater Herbert Giese und Partner Harald Schweiger vor mehr als drei Jahrzehnten gegründeten Kunsthandlung kann sich Alexander gut erinnern. Für diesen und weitere 13 wurde er in den Keller geschickt, um das aus allen Nähten platzende Bilderlager zu sortieren und inventarisieren. Tageslichtpauschale gab es keine, dafür einen guten Überblick.

Erstmals in der Geschichte des in der Akademiestraße angesiedelten Kunsthandels schickt das dynamische Trio jetzt sowohl seine Kunden als auch Interessierte in den Keller bzw. die "Souterrain-Galerie". Dort gibt es 150 Exponate zum Gegenwert von insgesamt 558.000 Euro zu kaufen. Die Auswahl liest sich wie das Who's who der heimischen Kunstgeschichte, von "A" wie Ferdinand Andri (Motiv vom Sellajoch, 1916, 4000 Euro) bis "Z" wie Alfred Zoff (Feldweg, 6000 Euro), in Preisklassen von 750 Euro (Wiener Innenhof, 1841, Joseph Höger) bis zu 18.000 Euro (Waldbach, Marie Egner) veranschlagt sind.

Wild entschlossene Kunden

Qualität und Charme sind das Motto und der gemeinsame Nenner. So etwa auch bei dem so manchen Verehrer beglückenden Porträt der 2007 verstorbenen Schauspielerin Gusti Wolf, 1935 von Felix Albrecht Harta in einem Aquarell festgehalten (1800 Euro). Für jene, die den Frühling und seine Boten kaum noch erwarten können, seien in Vase gebändigte Tulpen (Franz Lex, 2400 Euro) oder ein blühender Garten (Hugo Charlemont, 1500 Euro) empfohlen. Das alles sei Interessierten ans Kunstsammlerherz gelegt, sollte sich in den nächsten Stunden nicht noch Maßgebliches ändern.

Denn Anfang vergangener Woche hatte man den Katalog Kunst zu kleinen Preisen an die hauseigene Klientel verschickt. "Wir bitten um Verständnis, dass wir keine Preisnachlässe gewähren können. Auch telefonische Reservierungen sind nicht möglich", so der Wortlaut des Vorworts, "Besichtigung und Kauf ab 12. Februar".

Die aktuelle Zwischenbilanz: "Seit Tagen hört das Telefon nicht zu läuten auf", so Alexander Giese, alle Verzögerungstaktik hätte nicht gegriffen, die Kunden sind schlicht wild entschlossen: "Die Leute kaufen, mehr oder weniger ungesehen, ab Katalog und lassen sich die Rechnung schicken". Kurz, ein Ansturm, mit dem man nicht gerechnet hat. 91 der 150 angebotenen Werke haben damit schon vor der Eröffnung den Besitzer gewechselt. Besonders erfreulich daran sei, dass sich nicht nur Vertreter der jüngeren Generation erstmals zu Ankäufen entschlossen haben, sondern auch Institutionen wie das Salzburg Museum, das sich sowohl Josef Stoitzners Nächtlichen Wolfgangsee als auch Albert Birkles Selbstportrait vor Salzburg gesichert haben soll. (kron / DER STANDARD, Print-Ausgabe, 12.2.2009)

 

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