![](00079941-Dateien/trenner_druck.gif) |
![](00079941-Dateien/druckversion_logo.gif) |
28. November 2007
|
|
Herbert Brandl in Innsbruck: "Meine Bilder malen sich selbst"
Österreichs Biennalemaler Herbert Brandl zeigt in der Innsbrucker
Galerie Thoman ganz neue Arbeiten.
|
Artikeltext: TT: Sie
waren bei der heurigen Biennale von Venedig offizieller Vertreter
Österreichs. Und einer der wenigen Maler. Was reizt Sie an dieser
klassischen Technik?
Brandl: Mich reizt deren Einfachheit, deren Poesie. Noch mehr reizt mich nur die Zeichnung als allerletzter, konsequentester Schritt.
TT: Sie malen im Grunde Farbräume, die aber trotz aller Abstraktion immer an Landschaften erinnern.
Brandl: Es geht mir um die Abstraktion organischer Strukturen,
von Erscheinungen, die man aus der Natur kennt, wie etwa Licht, Wolken,
Regen, Nebel, Felsen, Ufer. Das alles interessiert mich, ohne dass ich
über die Natur referieren, sie analysieren möchte.
TT: Aber sind es spezielle Landschaften, an die Sie beim Malen denken?
Brandl: Im Grunde lass' ich beim Malen einfach den Pinsel
rinnen. Durch die Schwerkraft entstehen dann bisweilen Gebilde, die an
Berge denken lassen. Aber manchmal drehe ich die Bilder dann um, und
aus der fallenden Farbe wird so etwas wie ein Sturm. Was ich sicher
nicht mache, ist, reale Landschaften abzumalen. Ich male da schon eher
die Landschaften meiner Seele.
TT: Ihre Bilder entstehen folglich rein aus der Intuition heraus.
Brandl: Ja, ich gehe in meiner Malerei sehr emotional vor. Bevor
ich mit einem Bild beginne, versuche ich, alles zu vergessen. Ich lass'
mich überraschen von dem, was an Unerwartetem daherkommt. Um mich im
besten Fall selbst zu übertreffen. Als Anregung verwende ich allerdings
ab und zu Fotografien, um eine Struktur in meine Malerei zu bringen,
die ich beim Entstehungsprozess eines Bildes aber meistens wieder über
den Haufen werfe.
TT: Entstehen Ihre Bilder in einem Zug?
Brandl: Meistens schon. Ich korrigiere auch nichts, vertiefe
mich nicht in dekorativen Details. Wie ein Bild ausfällt, hat mit
momentanen Befindlichkeiten genauso wie mit pragma-tischen Überlegungen
zu tun.
TT: Die Farbe ist das zentrale Medium Ihrer Kunst.
Brandl: Ja, allerdings nicht aus einer konzeptuellen Überlegung
heraus. Ich wundere mich selbst manchmal über die Farbigkeit, die sich
mir aufdrängt. Ich versuche, dem auch immer wieder auszuweichen. Meine
Bilder malen sich letztlich durch mich selbst.
TT: Welche Rolle spielt in diesem Kontext der Zufall?
Brandl: Der Zufall ist nicht so mein Meister. Mich überrascht
heute nicht einmal mehr, wie die Farbe rinnt. Das Einzige, was mich
überrascht, ist, wa-rum ich im Moment gerade zu dieser und keiner
anderen Farbe greife. In diesen Momenten gehe ich ganz bewusst in
Opposition zum Konzeptuellen.
TT: Gerade bei den Bildern, die Sie bei der Biennale in Venedig
gezeigt haben, sind Sie bisweilen scharf an die Grenze zum allzu
Stimmungsträchtigen, wenn man so will, zum Kitsch, gegangen.
Brandl: Die Angst, bei der Darstellung etwa eines
Sonnenuntergangs die Grenze zum Kitsch zu überschreiten, habe ich
nicht. Kitsch ist ja gerade in der zeitgenössischen Kunst ein riesiges
Thema, an das ich völlig vorbehaltlos herangehe.
TT: Ihre Formate werden immer größer. Wo sind da die Grenzen?
Brandl: Die Grenzen gibt das Maß meines Körpers vor. Was ich sicher nicht will, ist, mit Monumentalität zu bluffen.
TT: Die Bilder, die Sie in der Galerie Thoman zeigen, gehen noch weiter als die venezianischen vom Assoziativen weg.
Brandl: Dieser Zyklus ist völlig neu. Inspirieren ließ ich mich
dazu von Millets "Ophelia", und zwar von dessen Ufer. Dieses Thema der
Ertrinkenden hat mich schon als Kind fasziniert und das variiere ich in
diesen Bildern in unterschiedlichster Form.
TT: Beschleunigt die Teilnahme bei der Biennale die Karriere eines Künstlers?
Brandl: Ja, das ist eine einmalige Chance, bringt sie doch weltweite Aufmerksamkeit.
TT: Ihre Kunst hat aber auch sehr polarisiert, weniger das Publikum als die internationale Kritik. Ist das schmerzlich?
Brandl: Wenn über Kunst diskutiert wird, ist das ein Glück. Dass
meine polarisiert, damit habe ich gerechnet. Bei so einem Auftritt
kriechen ja auch die Feinde aus ihren Löchern.
TT: Aber hat Ihnen die Biennale ganz konkrete Einladungen zu Ausstellungen in wichtigen Museen eingebracht?
Brandl: Ich habe jedenfalls ein großes Echo von wichtigen
Kuratoren und Museumsleuten erfahren. Und dass meine Kunst von diesen
und vom Publikum gemocht wird, ist mir wichtiger, als dass alle
Kritiker verstehen, was ich will.
Das Gespräch führte Edith Schlocker<
Quelle: TT
|
|
|
|
|