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29.05.2006 - Kultur&Medien / Kultur News
"Rauch ist preiswert"
VON ALMUTH SPIEGLER
Neue Leipziger Schule. Rekorde, aber keine Wartelisten.

D
er Markt für zeitgenössische Kunst fliegt - und kein "Platzen der Bla se" ist in Sicht: Anfang Mai schaff ten es Sotheby's, Christie's und Phillips de Pury, in New York nicht weniger als 77 zeitgenössische Werke über der Ein-Millionen-Dollar-Grenze zu versteigern - 2005 erreichten bei diesen Auktionen "nur" 44 Stück diese Summen, 2001 waren es laut artprice.com überhaupt erst 24.

Ein Phänomen dieser Preisschlacht ist die Hysterie um die "Neue Leipziger Schule". Hauptvertreter dieser an der "Hochschule für Grafik und Buchkunst" konservierten klassisch-figurativen Malerei, die mit DDR-Ästhetik und Kuschelkatzen-Bildern schon einmal in Kitsch-Verdacht geriet, ist Neo Rauch (45), mit dessen Karrierestart Mitte der 90er alles begann. Im Herbst 2005 erzielte seine "Grotte" bei Phillips de Pury den Sensationspreis von 452.800 $. Am 11. Mai konnte im selben Haus ein Bild David Schnells aus der nächsten Generation seinen Schätzpreis von 70.000 $ verdoppeln.

Der "Macher" dieser jungen Maler-Truppe ist Gerd Harry Lybke, mit seiner Galerie "Eigen & Art" in Leipzig und Berlin vertreten. Die Aktionserfolge seiner Schäfchen scheinen ihn wenig zu berühren: "Auf Auktionen ist der Preis bis zu 100 Prozent teurer als in der Galerie. Und im internationalen Vergleich ist Neo Rauch preiswert - verglichen etwa mit Matthew Barney, der noch dazu ein Jahr jünger ist." Und er räumt gleich mit einem weiteren Gerücht auf: "Es gibt keine Wartelisten. Ich verkaufe nur nicht an Spekulanten, sondern nur an seriöse Sammler, zuletzt etwa an François Pinault, Ingvild Götz, den Hamburger Bahnhof oder die Rubells aus Miami."

Und auch an Karlheinz Essl: Österreichs Groß-Sammler eröffnet morgen, Dienstag, die erste große Überblicksausstellung zur "Neuen Leipziger Schule", großteils bestückt aus der eigenen Kollektion. Lybke: "Essl ist der einzige von allen Sammlern aus den USA, Südamerika, Belgien oder Deutschland, der auch die Lehrergeneration wie Arno Rink gesammelt hat."

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