Nadezhda Busheneva (Untitled, 2011) beschäftigt sich mit dem Vergessen und mit Verharmlosung und Nostalgie rund um Symbole der Sowjet-Zeit.
Wien - Skateboards ohne Rollen: Dass die Moskauer Künstlerin Alina Gutkina (geb. 1985) nur gehandicapte Boards verwendet, wundert wenig: Die Millionenstadt ist gegenüber jedem nicht motorisierten Verkehrsteilnehmer indifferent - tödlich indifferent. Das Vehikel dient Gutkina, die der Kunst wegen die Juristenkarriere aufgab, aber als unmittelbares Symbol von Jugendkultur und als Träger von Botschaften: kurze Steckbriefe von vermissten Jugendlichen. Den in der Post-Sowjet-Ära Geborenen, die sich der massiven Veränderungen nicht bewusst sind, gehört ihr Interesse.
Diese Zeit nach dem Umbruch und der politischen Stabilisierung Russlands steht im Fokus des von Joseph Backstein, Kommissär der Moskau Biennale und Direktor des Instituts für zeitgenössische Kunst in der russischen Hauptstadt, kuratierten Schwerpunkts East by South West (curated by) in der Galerie Insam. Eine Schau, die überwiegend Positionen von Künstlern unter 30 Jahren zeigt.
Subtiler als die doch eher banale Symbolsprache Gutkinas ist allerdings jene von Nadezhda Busheneva (geb. 1974): Russische Industriearchitektur vergangener Tage baut sie in zarten Modellen nach, die sie in ebenso fragile Regale stellt. Die Nähe zu Spielzeug und der liebliche, leichte Charakter der Objekte lässt die ursprünglichen funktionalen Zusammenhänge allzu leicht vergessen: vom Ballast der Ideologie und des stalinistischen Apparats befreite Beispiele avantgardistischer Architektur.
Der Mythologisierung der ehemaligen UdSSR versucht auch Kirill Gluschenko (geb. 1983) entgegenzuwirken. In seinen alltägliche Relikte der Sowjet-Ära dokumentierenden Fotos wird das Vakuum, das nach dem Wegfall der Ideologie in der Gesellschaft entstanden ist, ebenso spürbar wie die fehlenden Visionen für die junge Generation. Arseniy Zhilyaev (geb. 1984) widmet sich schließlich den dramatischsten Einflussfaktoren auf die russische Gesellschaft: den Veränderungen durch Handel und Konsum. (Anne Katrin Feßler/ DER STANDARD, Printausgabe, 26.5.2011)
Bis 18. 6., Galerie Grita Insam, An der Hülben 3, 1010 Wien
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