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Und hinterm Horizont geht's weiter

26. Jänner 2011, 20:00
  • Artikelbild: In der Ausstellung "seeing wrong or not seeing" von Mahony zählt die Perspektive: Zwei identische Flächen Beton und Landschaften mit selbstgemachtem Horizont. - Foto: Ralf Kliem

    In der Ausstellung "seeing wrong or not seeing" von Mahony zählt die Perspektive: Zwei identische Flächen Beton und Landschaften mit selbstgemachtem Horizont.

Kleine Philosophie zur Kartografie von Mahony in der Galerie Layr Wuestenhagen

Wien - Reisen erweitert den Horizont, sagt man und meint damit wohl auch die kleinen Korrekturen, die man in unseren subjektiven Kartografien der Welt anfertigt. Eine 21 Tage dauernde Atlantiküberquerung der Gruppe Mahony auf einem Containerschiff war in diesem Sinne ein sehr konkretes Befahren und Überschreiten von Grenzen, ein Erkunden von globalen Warenrouten und Migrantenströmen, die sich 2010 im Ausstellungsprojekt Kim Sunn Sinn niederschlug.

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In ihrem neuesten Ausstellungsprojekt in der Galerie Layr Wuestenhagen schlägt das nun von vier auf drei Mitglieder geschrumpfte Künstlerkollektiv (Clemens Leuschner, Stephan Kobatsch und Jenny Wolka; Andreas Duscha schied aus) abstraktere Reiserouten ein, die diese Landkarten, Vorstellungen von Welt und Grenzziehungen nicht an bestimmten Orten vertauen.

So sind auch die Betonschollen, die Mahony als diskreten Stapel und diskrete Fläche auf den Galerieboden geschlichtet oder zu einer Art Landkarte ausgebreitet hat, kein Hinweis auf die Arktis, sondern eher graue Bröckchen Niemandsland. Zwei gleich große Flächen, die nur die Perspektive, bzw. ihr Arrangement so unterschiedlich wirken lassen.

Und auch die Landschaften im Hintergrund sind nicht so eisig, wie sie scheinen. Es sind überdruckte Fotos von Berglandschaften im Osten Europas: Hie und da drängt sich ein Stückchen Stacheldraht ins Bild, ein einsamer Soldat, vereinzelte Objekte, ein Autowrack. Die Grenze zwischen Himmel und Erde ist selbst gezogen: aus Farbschichten von Grau und Weiß, die das Darunterliegende wie unter einer dünnen Schneeschicht erahnen lassen.

Wie der Ausstellungstitel seeing wrong or not seeing andeutet, geht es um falsche (An-)Sichten der Welt und um Unsichtbares, wie etwa die ausgepixelten Flächen der über das Internet global zugänglichen digitalen Kartografien. Das, was man nicht kennt oder nicht sehen darf, wird zum Pixelwald. Weiße Landkarten für blinde Flecken gibt es schon lange nicht mehr. Im Mittelalter ließ der Kartograf ebendort feuerspeiende Monstren aus dem Meer auftauchen. Mahony hat diese materialisiert und freigelassen. (Anne Katrin Feßler / DER STANDARD, Printausgabe, 27.1.2011)

Bis 5. 3., Galerie Layr Wuestenhagen, An der Hülben 2, 1010 Wien

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