Surreales zum Liebesleben
HELGA REICHART Schwaz (SN). Die Leipziger Künstlerin Corinne von Lebusa, Meisterschülerin des figurativen Surrealisten Neo Rauch, kam nach Schwaz in Tirol und hat sich mit ihren Malereien, Collagen, Zeichnungen und Objekten in der Stadtgalerie Palais Enzenberg niedergelassen. Im Rahmen der Vernissage erklärt sie: „Ich geh mit dir, wohin ich will“ (Titel der Ausstellung) – und das sagt alles. Ihre vielfältigen Exponate, die sich zum Teil von Corinne von Lebusas eigenem Liebeskummer geprägt zeigen (wie sie gesteht), sind nicht nur poetische Mystifikationen von allegorischem Stellenwert, gehüllt in elegisch-softe Farbmetaphern. Sie sind vor allem bepackt mit provokativem Witz und sinnlicher Kraft, die Lebusas feminine – nicht feministische – surrealistische Weltsicht transportieren: Befreiung des Bewusstseins von allzu äußerlicher, banaler Realität. Hin zum Irrationalen ohne wesentliche Rücksicht auf klischeebeladene Normen.
Corinne von Lebusa ist ihr Künstlername. Lebusa ist der Name des 300-Seelendorfes im Osten Deutschlands, in dem die Künstlerin geboren wurde. Und was sie von dort mitbringt, ist vielgestaltiges Gedankengut aus dem Unbewussten, gespickt mit weiblichen Seitenblicken und verschlüsselten erotischen Fantasien bis hin zur offenen Geschlechterrevolte. Ihre meist kleinformatigen, dichten Bildgeschichten – die durchaus der „Neuen Leipziger Schule“ verpflichtet sind – hinterfragen die Schlacht unter und über der Bettdecke in der Art eines Voyeurs. Wobei der männliche Widerpart schlecht wegkommt. Aber auch die Frauen müssen Haare lassen, für die der Abfallkübel schon bereitsteht. Doch wenn männliche Gewalt im Bilderspiel ist, da geht es auch den Gliedmaßen an den Kragen. Übrigens – die aufgeladene Manneskraft tut ihre hocherotische Wirkung sogar über das Grab hinaus; Corinne von Lebusa dokumentiert dies mit entzückend frecher Ironie. Aber es geht auch anders: Nüchterne geometrische Figuren verwandeln sich in ihren objektartigen Karton-Collagen zu phallischen Formen von magischer Suggestionskraft. Da staunt sogar der Experte (bis 19. Dezember)www.galeriestadtschwaz.at