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Museen: „Brutale Verteilungskämpfe“

29.09.2009 | 18:25 |  (Die Presse)

Kulturministerin Claudia Schmied ordnet die Museen neu, was wenig Begeisterung weckt.

Vor zwei Jahren startete Ministerin Schmied ihre Reform der Bundesmuseen – mit in- und ausländischen Experten. Das Ergebnis liegt nun vor. Es ist bescheiden: Jedes Museum bekommt auf acht Seiten eine im Wesentlichen gleichlautende Verordnung, in der seine Rechte und Pflichten festgeschrieben sind.

TeilI ist komplett gleich, TeilII auf das jeweilige Museum zugeschnitten, aber ohne strenge Vorschriften. Die dazugehörigen Rahmenzielvereinbarungen, die bereits im Museumsgesetz 2002 erwähnt sind, fehlen weiter. Nach einer vierwöchigen Begutachtungsfrist von Interessensverbänden treten die Verordnungen in Kraft und ersetzen die bisherigen, teils umfangreicheren. Konkretes: Die Bedeutung der Vermittlung, speziell für Kinder, Jugendliche, wird betont. Es soll Vollversammlungen der Bediensteten geben. Die teils politisch besetzten Kuratorien können künftig die stellvertretenden Direktoren und Direktorinnen bestellen.

Bei der Präsentation Montagabend plauderte Schmied vor Journalisten ungewohnt offen über die Mühsal ihrer Arbeit. Die Verteilungskämpfe bei Budgetverhandlungen seien „brutal“, sie müsse froh sein, wenn sie eine Erhöhung der Basisabgeltung (Subvention) bekomme. An den Überschneidungen zwischen den Sammlungen werde sich nichts ändern. Die Wiedereinführung der Direktorenkonferenz, die wie eine Kampfansage an die Ministerin wirkte, wird von dieser begrüßt, sie sieht darin eine Bereitschaft der Museen zusammenzuarbeiten, „statt dass die Direktoren einander beschimpfen – wie das noch vor zwei Jahren der Fall war“. Ausbauprojekte seien derzeit unrealistisch, wiewohl man sie auf einer Liste zusammengestellt habe.

 

Albertina-Chef Schröder: „Bürokratie“

Schmied ist auch für den Kunsthallen-Deal: Die Kunsthalle im MQ soll ins Künstlerhaus übersiedeln, das Mumok, das einen Neubau will, die Kunsthalle bekommen. Kunsthallen-Direktor Gerald Matt hat dem Projekt in der Dienstags-„Presse“ eine Absage erteilt. Außerdem zieht der Künstlerhaus-Verein nicht mit – und rechtlich wie finanziell ist die Angelegenheit ziemlich kompliziert.

Für das Moderne-Museum – die Position von Direktor Edelbert Köb wird bald ausgeschrieben – wünscht sich Schmied „neue Impulse“. Köbs Vertrag endet im September 2010. Er ließ aus New York ausrichten, er werde heute, Mittwoch, eine Pressekonferenz geben: „Ich bin überrascht über den Zeitpunkt, sowie über Form und Stil der Mitteilung.“

„Ich habe keine Beschneidungsängste. Aber diese Verordnung spiegelt die Albertina von 1994 wider und nicht die heutige“, sagt Albertina-Chef Klaus A. Schröder. „Die Albertina ist das Bundesmuseum für österreichische und internationale Kunst der Zeichnung und Druckgrafik vom Mittelalter bis zur Gegenwart“, heißt es in der Verordnung.

Weder seien die 35.000 Werke der Österreichischen Ludwig-Stiftung erwähnt, die in der Albertina sind, noch die Palais-Sanierung. Deren Gesetzeskonformität hat das Ministerium gar angezweifelt. Generell ortet Schröder „Bürokratie, die Grenze zur Verbürokratisierung ist da bekanntlich eine schmale“. Die Beschreibung der Sammlungsstruktur müsse umfangreich ergänzt werden, wie er das dem Ministerium bereits vorgeschlagen habe. „Illusionsmalerei“ nennt Grünen-Kultursprecher Wolfgang Zinggl die Papiere: „Schmieds Mut hat wieder nur für den halben Weg gereicht. Es bleiben viel zu viele inhaltliche Überschneidungen, auch fehlt es an Sanktionsmöglichkeiten gegen die Direktoren.“ bp


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