Alle drei Positionen, die bis 23. April in der
Secession zu sehen sind, hinterfragen die Präsentationsformen des
Ausstellens, stellen Ansprüche an die Besucher und prüfen die Bedingungen
der eingesetzten Medien. Im Hauptraum beschwören Clegg & Guttmann den
Geist des Wiener Kreises; erstmals nicht über die Architektur des Hauses,
sondern über die beiden Pole des Denkens von Ernst Mach und Ludwig
Boltzmann. Während Letzterer seine Forschungen mehr an den äußerlichen
Bedingungen der modernen Stadt nach 1900 widmete, ging Mach den Weg ins
Innere des Menschen.
Mit verschiedenen Instrumenten und Maschinen baute das Duo einen
Parcours der (nicht nur) körperlichen Erfahrungen in der Mitte, während in
den Seitenschiffen Videoprojektionen Lesungen von Texten aus dieser Zeit
durch Schauspieler vermitteln.
Mit einem Plan der Anleitungen können Besucher auch unbelastet von
diesen an sich breiten Feldern des Geistes interaktiv vorgehen. Die
"Traummaschine", mit geschlossenen Augen betätigt, ermöglicht in der Mitte
das Zusammenführen beider Pole.
Touristen-Programm
Immer ist Geräusch, zuweilen auch Musik mit im Spiel, die Länge der
Übungen und die Anzahl der Spieler wird angegeben. Es empfiehlt sich also
in einer Gruppe zu kommen. Im Katalog warten Clegg & Guttmann mit
einer weiter in die Tiefe führenden Erläuterung auf. Der Text als
Kunstwerk ist allein in Englisch vorhanden, die Übungen eröffnen sich aber
auch für das rein touristische Publikum der Secession. Maja Vukoje,
Eisler-Preisträgerin, hat ihre in Wien schon einige Jahre zu verfolgende
Karriere als Malerin und Zeichnerin, konsequent fortgeführt. In der
Galerie im Keller zeigt sie mehrere Zyklen, die nach den Bedingungen und
der Geschichte von Malerei genauso fragen wie nach den bereits
überlieferten Inhalten. Trotzdem entwickeln ihre alten Pathosformeln,
gemischt mit Comics, Film und anderen neuen Medien eine Aura des
Unheimlichen. Auch wenn sich ihre Malerei in eine sehr transparente,
"wolkig" und fragil wirkende Technik verändert hat, ist dieser Aspekt seit
ihren frühen Puppenbildern geblieben. Da tauchen paradiesische Situationen
zwischen Tier und Mensch ebenso auf wie wartende Geier, Bambi und Hunde
mutieren zu Monstern, denen Frauen und schwarze Kinder ausgesetzt sind.
Im Grafischen Kabinett wird die reduzierte Arbeit von Lone Haugaard
Madsen präsentiert, die als Schülerin von Heimo Zobernig mehr nach den
Bedingungen von Kunst fragt und Skizzenhaftes in Skulptur und Malerei
zeigt. Dabei geht es auch um das Atelier.
Ein "Studiolo" des Möglichkeitssinns überträgt sich auf das
Ausstellungstrio und so sitzt auch Robert Musil hier mit dabei. Bleibt die
Frage: Sind wir "Besucher ohne Eigenschaften?"
Clegg & Guttmann, Maja Vukoje, Lone Haugaard Madsen
bis 23. April
Erfahrungsintensiv.
Freitag, 03. März
2006