Salzburger Nachrichten am 21. Oktober 2004 - Bereich: kultur
Eremit und Kosmopolit zugleich Die Österreichische
Galerie feiert den 100. Geburtstag von Werner Berg
wien (SN). "Er war eine Einzelerscheinung, mit seiner Kunst, aber auch
mit seinem Leben." So charakterisiert Ausstellungskurator Franz Smola den
Maler und Zeichner Werner Berg (1904-1981). Ihm widmet die Österreichische
Galerie im Belvedere anlässlich seines 100. Geburtstags eine
Retrospektive. Werner Berg vollendete das Studium der Staatswissenschaften, wechselte
aber 1927 zur Malerei. 1931 fand er mit seiner Frau ein Refugium im
entlegenen, auf einem Bergriegel gelegenen "Rutarhof" im Grenzgebiet des
südlichen Kärnten. "Dieser Hof und dieser Himmelsstrich wurden mir, wenn
das Wort nur irgendwie angeht, zur Wahlheimat", so Werner Berg. Die
Berglandschaft und ihre Menschen wurden zum bestimmenden Thema des
Künstlers. Er zeigt sie im bäuerlichen Alltag, als Wartende an
Haltestellen, als Schlafende, als Reisende, beim Eisstockschießen. Werner Berg lebte aber keineswegs isoliert. Er hielt Kontakt mit
Literaten und bedeutenden Zeitgenossen, war tatsächlich "Eremit und
Kosmopolit", wie der Titel einer eben beendeten Großausstellung in Kärnten
hieß. Stilistisch finden sich Beziehungen zum Expressionismus, doch ging
Werner Berg durchaus eigene Wege. Er verblieb immer beim Gegenständlichen,
wusste aber stets das Wesentliche herauszuarbeiten. Die chronologisch geführte Werkschau beginnt in den 30er Jahren. Werner
Berg verwendet grelle, kontrastierende Farben, er geht nahe an das Motiv
heran. In dieser Zeit entstehen auch einige der lebendigsten
Kinderporträts der österreichischen Kunst. Erstmals zu sehen sind vier
während des Einsatzes des Künstlers als Kriegsmaler an der
finnisch-russischen Grenze entstandene Landschaftsbilder. Eher fahle Farben, vereinfachte Form, Abgrenzung der Farbflächen, ein
Zug zur Geometrisierung charakterisieren das Spätwerk. Es entstehen
vollendete, kraftvolle Landschaftsgemälde, aber auch berührende dem
bäuerlichen Alltag entnommene Arbeiten. Ein eigenes Kabinett ist den Holzschnitten gewidmet. In ihrer
Intensität zählen sie zu den Spitzenwerken österreichischer Grafik. GÜNTHER FROHMANN Werner Berg in der Österreichischen Galerie im
Belvedere, bis 30. Jänner 2005. |