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30.10.2003 - Kultur&Medien / Ausstellung
Galerie Stadtpark: Solo-Premiere

GALERIE STADTPARK

Von Spannungsverhältnissen zwischen Objekten und Räumen, vom Entstehungsprozess der Werke, vor allem aber vom bildhauerischen Denken erzählt diese erste österreichische Einzelausstellung des Engländers Richard Deacon, mehrfacher Documenta-Teilnehmer und 1995/96 Gastprofessor an der Wiener Angewandten. Zwei Positionen bestimmen die Schau in Krems: Zum einen ein hüfthohes, in der Raummitte platziertes Frühwerk aus Bau- und Sperrholzplatten, das mit seinen Zacken und Neigungswinkeln fast konstruktivistisch anmutet. Dahinter spannt sich über die gesamte Raumlängsseite ein Board, bestückt mit 91 roten und weißen Keramikmodellen. Jedes einzelne kaum größer als eine Faust, handeln sie - ähnlich wie eine separate Gruppe Tuscheskizzen - von Schichtungen, Biegungen, Verwindungen, Verstrebungen, Ballungen. Fingerübungen, Studien möchte man aufs erste assoziieren. In ihrer konzeptuellen Klarheit ergeben sie allerdings ein komplexes Ganzes von höchster Stringenz (Krems, Wichnerstraße; bis 8. November).

GALERIE INSAM: DIE ANDERE SEITE

Frantisek Lesak ist erklärter Bildhauer, auch wenn sich in der Ausstellung "Vermessungen" kein einziges Objekt wiederfindet. Umso mehr aber beschäftigt er sich in Fotografien und Zeichnungen mit Fragen des bildhauerischen Verständnisses. "Bonjour Monsieur Courbet" etwa: in Zeichnungen und einer 103teiligen Fotoserie mit durchaus aktionistischen Zügen geht er einem plastischen Problem bei Courbet nach: der abgewandten Seite der Dinge. Immer wieder vermisst Lesak auch den realen Raum mit dem eigenen Körper, die Fotografie ist ihm dafür probates Hilfsmittel. Da wandert etwa ein Augenpaar einen Halbkreis ab: sieben Fotos sind entsprechend halbkreisförmig angeordnet. Oder eine Hand, die auf einer Wand in Zehnerschritten einen Meter ausmisst. In ihrer intellektuellen Klarheit sind diese Arbeiten zugleich auch ein nennenswerter Beitrag zur "abgewandten Seite" der Konzeptkunst (I., Köllnerhofgasse 6; bis 22. November). Johanna Hofleitner

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