Kubin als NextComic-Artist

Von Irene Gunnesch

Aufgebläht die Augenlider, die Nase geschwollen - "Lidspaltenentzündung bei Innviertler" hat Alfred Kubin dieses um 1935 gezeichnete Porträt eines Mannes betitelt. Daneben - lädiert bis zum Fastgehtnichtmehr - sein "Nachkriegsösterreicher", entstanden um 1947. Diese karikaturhafte Übersteigerung ist auch im nächsten Blatt zu finden: mit gierigem Blick, feisten Backen und Raffzähnchen bewaffnet zeigt sich "Der Hamstermensch".

Es ist ja immer wieder überraschend und beglückend, neue Facetten der großartigen Museumssammlung wahrnehmen zu können. Monika Oberchristl hat für die aktuelle Schau im Kubinkabinett der Landesgalerie 34 "Porträtzeichnungen" des Künstlers aus all seinen Schaffensphasen zusammengestellt. Gelungen ist ihr damit auch, eine prägnante Achse in das derzeit laufende Linzer NextComic-Festival zu legen. Viele dieser Kubin-Porträts demonstrieren nämlich einen skalpellscharfen Blick auf menschliche Schwächen und Untiefen, ohne sie durch jedwede Liebenswürdigkeit abzuschwächen.

Auf dem Grund gehen

Parallel dazu hat Kunstuni-Professorin Eva Grubinger in die zwei Sektoren des Wappensaals ihre dicht mit Assoziationen aufgeladene Rauminstallation "Decoy" gesetzt: Drei überdimensionierte Angelhaken, mit "Blinkern" bewehrt, liegen auf dem Boden, ein ebenfalls überdimensionierter Festmacherring für Boote ist hoch an der Wand montiert, und das Fragment eines Marina-Stegs mit bitumengeteerten Piloten steht gegenüber. Flugs wissen die Besucher: Sie befinden sich jetzt eigentlich auf dem See- oder Meeresgrund. Derlei Grübeln darf als bereits am Köder hängen interpretiert werden.

Wobei sich einem nicht erschließt, warum nicht auch der Steg überdimensioniert angelegt ist. Aber das Praktische an der Konzeptkunst: Kritik lässt sich (auch bei diesem Auf-dem-Grund-Gehen) leicht vom Tisch wischen. Irritation ist schließlich stets ein erwünschtes Ziel.

Info: www.landesgalerie.at

"Nachkriegsösterreicher" (gunn)