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Museum am Judenplatz: Hygiene, Hakoah, Hollywood

29.11.2010 | 18:46 | DUYGU ÖZKAN (Die Presse)

Direktorin Danielle Spera hat die neue Ausstellungsserie für das nächste Jahr vorgestellt. Die Ausstellung der Werke des Fotografen Peter Seidel ist der Auftakt für die neue Ausstellungsserie im Museum Judenplatz.

Rein, ganz rein. Das tiefe Eintauchen in reines Wasser: Nach der Entbindung, nach der Menstruation, bevor der Schreiber in eine Torarolle den Namen Gottes schreibt. Die rituelle Waschung in einer Mikwe – dem jüdischen Ritualbad – dient nicht nur der hygienischen, sondern auch der spirituellen Reinigung. Mikwen stehen im Mittelpunkt der Bilder des Frankfurter Fotografen Peter Seidel. Die Ausstellung seiner Werke ist der Auftakt für die neue Ausstellungsserie im Museum Judenplatz, der Dependance des Jüdischen Museums Wien. Das Programm stellten am Montag die Direktorin des Jüdischen Museums, Danielle Spera, und Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny vor.

Zwischen Arierparagraf und Goldmedaille bewegt sich eine weitere Ausstellung ab Ende Juni. „Achtung! Fertig!! Los!!! Wiener Sport und Makkabi-Spiele“ zeigt die Entwicklung der jüdischen Sportbewegung. Hier findet auch der Wiener Verein Hakoah Erwähnung, der im vergangenen Jahr seinen 100.Geburtstag feierte. Die Sportausstellung beginnt pünktlich zur europäischen Makkabiade (jüdische Olympiade), die heuer in Wien stattfinden wird – zum ersten Mal nach 1945 auf dem Boden des ehemaligen Deutschen Reiches.

Neu kuratiert wurde auch die permanente Ausstellung „Das jüdische Wien im Mittelalter“. Zwar bilden hier nach wie vor die Ausgrabungen der ehemaligen Synagoge den Mittelpunkt. Ergänzend zu den „steinernen Fragmenten“ werden nun acht hebräische Handschriftenfragmente ausgestellt.

 

Besucherzahlen stagnieren

Zeitgemäß, spannend, neu – mit diesen Worten charakterisierte Spera die Neuausrichtung des Museums. Neue Publikumsschichten sollen erreicht werden, denn: „Die Besucherzahlen auf dem Judenplatz stagnierten in den letzten Jahren“, so Mailath-Pokorny.

Während das Museum am Judenplatz zehn Jahre nach der Eröffnung wieder „neu“ eröffnet wurde, schließt das Jüdische Museum in der Dorotheergasse ab Jänner für einige Monate wegen Sanierungsarbeiten. Im Oktober wird dann die Ausstellung „Bigger than Life“ gezeigt: die ersten 100 Jahre Hollywoods, die von jüdischen Filmemachern geprägt wurden – von der Neuerfindung des amerikanischen Mythos und dem Happy End.


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