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derStandard.at | Newsroom | Kultur | Bildende Kunst 
19. Juni 2009
17:18 MESZ

Josef Stoitzner, "Gehöft".


Unverwechselbarer Stimmungsrealismus
Museumsausstellung und Fachliteratur: zwei für den Markt relevante Elemente, die Josef Stoitzner noch fehlen

Seine grafischen Ambitionen und die intensive Auseinandersetzung mit der Lithografie sowie dem Farbholzschnitt und der daraus abgeleitete Umgang mit Licht spiegeln sich auch in seinem malerischen Werk und avancierten zu den wesentlichen stilistischen Merkmalen: Josef Stoitzner (1884-1951), Sohn des Landschaftsmalers Konstantin Stoitzner, hatte an der Kunstgewerbeschule Grafik studiert, wechselte 1906 an die Akademie der bildenden Künste und trat 1909 der Secession bei.

Der Jugendstil und der österreichische Stimmungsrealismus waren die wichtigsten Elemente, aus denen er einen unverwechselbaren Malstil entwickelte. Verspielte impressionistische Elemente wie ziseliertes Blattwerk kontrastieren mit ihrer überaus präzisen, teils in ihrem Realismus überhöhten Darstellung und einem architektonisch oft sehr akkurat dirigierten Bildaufbau.

Zu wenig modern, urteilte die Fachwelt über Jahrzehnte und bestrafte Stoitzners Œuvre mehrheitlich mit Ignoranz. Zwar zählen seine Arbeiten zum Bestand musealer (u.a. Österreichische Galerie Belvedere, Wien Museum) und institutioneller (Österreichische Nationalbank) Sammlungen - aber einschlägige Literatur fehlt bislang ebenso wie die über eine Ausstellung geführte Aufarbeitung seines Werkes. Für eine adäquate Bewertung auf dem Markt ist allerdings beides von Relevanz, weshalb derzeit noch entsprechende Zurückhaltung regiert.

Die Kunstpreisdatenbank Artprice verzeichnet insgesamt 247 Einträge, davon 143 in der Kategorie Gemälde. Nur 27 davon hatten ihren Auftritt in einem Auktionssaal außerhalb der heimischen Grenzen. Zuletzt das Interieurstück Das blaue Zimmer bei Christie's in London: Mit einer Taxe von 12.000 bis 18.000 Pfund blieb es im Juli 2008 unverkauft, fünf Monate später reichte es das Dorotheum in Wien für netto 8000 Euro weiter.

Hauptwerke gelangen auch in Österreich nur sporadisch auf den Markt, ein Umstand, den die zehn höchsten Auktionsergebnisse reflektieren. Acht dieser hochdotierten Besitzerwechsel fanden in den 90er-Jahren statt. Den bisher höchsten Zuschlag erteilte "im Kinsky" 2004 für eine Herbstlandschaft bei netto 32.000 Euro. Im Rahmen der 74. Kunstauktion (23./ 24. Juni) stehen drei Arbeiten Josef Stoitzners im Angebot, darunter Bäuerin im Wald oder Gehöft. Die mit 10.000 bis 25.000 Euro moderat angesetzten Taxen könnten schon bald Geschichte sein. Denn das Salzburg Museum bereitet eine Retrospektive vor (30.1.- 30.5.2010) und wird damit die Publikationslücke schließen. In Kooperation mit den Nachkommen und den wichtigsten Sammlern wird dann eine repräsentative Auswahl seiner Ölbilder und Grafiken zu sehen sein. (Olga Kronsteiner, ALBUM - DER STANDARD/Printausgabe, 20./21.06.2009)

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