Salzburger Nachrichten am 3. Juli 2006 - Bereich: Kultur
Peis neues Museum

Nach einem Konzerthaus hat das Großherzogtum Luxemburg nun auch ein Museum für moderne Kunst. Dieses wurde nach Plänen von Ieoh Ming Pei errichtet.

Luxemburg (SN-hkk). Das Großherzogtum Luxemburg setzt eine kulturelle Großtat: Am Samstag wurde das Museum der Moderne eröffnet, das der sinoamerikanische Architekt Ieoh Ming Pei gestaltet hat. Der Neubau im Regierungsviertel auf dem Kirchberg kostet rund 88 Millionen Euro.

Im Vorjahr war - ebenfalls auf dem Kirchberg - die Philharmonie eröffnet worden. Dieses Gebäude, mit 823 Stahlsäulen umschlossen, hat der französische Architekt Christian de Portzamparc geplant. Kosten: 107 Millionen Euro. Der Jahresetat der Philharmonie, die von Matthias Naske (1991 bis 1996 Generalsekretär der Camerata Salzburg, danach Chef der Jeunesse Österreich) geleitet wird, beträgt zehn Mill. Euro, wovon 70 Prozent der luxemburgische Staat finanziert.

Luxemburg ist mit 455.000 Einwohnern etwas größer als Vorarlberg und etwas kleiner als das Bundesland Salzburg. Zum Vergleich: Der Neubau des Salzburger Museums der Moderne auf dem Mönchsberg kostete 21,5 Millionen Euro, der Neubau des Kleinen Festspielhauses samt Sanierung der Felsenreitschule 36,6 Millionen Euro.

Das "Musée d'Art Moderne Grand-Duc Jean" (kurz: "Mudam") ist nach jenem Großherzog benannt, der im Jahr 2000 nach 25 Jahren Regentschaft abgedankt hat. Es ist eines von drei Museen nach Plänen Peis, die allein heuer fertig gestellt werden. Auch das Museum in Suzhou, Peis Geburtsstadt in China, und das Museum für islamische Kunst in Qatar werden eröffnet.

Das Museum auf dem Kirchberg steht auf den Fundamenten der Burg Thüngen, errichtet 1732, benannt nach dem österreichischen Feldmarschall Baron von Thüngen und Ende des 19. Jahrhunderts demoliert. "Mich interessiert, wie man die Vergangenheit mit der Gegenwart so harmonisieren kann, dass sie sich gegenseitig verstärken", sagte der 89-jährige Architekt.

Die erste Ausstellung mit dem Titel "Eldorado" zeigt seit gestern, Sonntag, Werke von 60 Künstlern - von der Installations- und Internetkunst über Mode, Design und Skulpturen bis zu Fotos und Videos. Das Herzstück steht in der 33 Meter hohen Glashalle: ein mit vergoldeten Pfeilen gespicktes Boot aus China aus dem dritten Jahrhundert, das mit einem Vogelkäfig verbunden ist, der lebende zitronengelbe Vögel beherbergt. Das Werk ist vom chinesischen Künstler Cai Guo Qiang.

Kein Geheimnis einer arroganten Minderheit Das "Mudam" hat bisher 230 Werke von 100 Künstlern in seiner Sammlung, die seit sechs Jahren unter Leitung von Direktorin Marie-Claude Beaud zusammengestellt wird. Der dreistöckige Neubau hat 4800 Quadratmeter Ausstellungsfläche.

"Die moderne Kunst darf keine Geheimsprache einer arroganten, abgehobenen, privilegierten und elitären Minderheit sein", sagte Jacques Santer, Verwaltungsratsvorsitzender des Museums, früher Präsident der EU-Kommission und davor Luxemburgs Premierminister. "Dies soll ein offenes Haus sein, wo Menschen aus allen Schichten der Bevölkerung schon von jungen Jahren an Freude an der Kunst haben."

Die Museumseröffnung war Höhepunkt der Feiern zur Silberhochzeit von Großherzog Henri und dessen Frau Maria Teresa. Dafür waren europäische Könige, Prinzen und Fürsten samt Gemahlinnen angereist. Auf der Liste der Geladenen waren etwa der schwedische König Carl XVI. Gustaf und Königin Silvia, Fürst Albert II. von Monaco sowie der dänische Thronfolger Prinz Frederik und Prinzessin Mary.

Die Eröffnung des Museums für zeitgenössische Kunst, das seit fast zwanzig Jahren geplant war, hatte sich immer wieder verzögert. Allein der Bau dauerte zwei Jahre, weil Pei auf der Verwendung eines besonderen französischen Kalksteines beharrte, den er auch für die Pyramide des Louvre und den Erweiterungsbau des Historischen Museums in Berlin verwendet hatte und den die Bauherren in Luxemburg erst beschaffen mussten.Informationen: www.mudam.lu