ON Kultur: Herr Leopold, wie fühlt
man sich als frischgebackener Hausherr?
Rudolf Leopold: Noch nicht so ganz frischgebacken. Es stehen
noch viele Probleme an, etwa das der Bespannung der Wände. Solch eine
Bespannung gibt es in allen wichtigen Museen der Welt. Hier erklären
gewisse Stellen, dass so eine Bespannung nicht nötig sei. Das kostet
natürlich Geld, aber es war vereinbart. Und ich muss darauf bestehen, dass
das eingehalten wird. Es ist tatsächlich notwendig.
![Rudolf Leopold / ©Bild: APA](00060227-Dateien/7-leopold.gif) |
Rudolf Leopold / ©Bild:
APA |
ON Kultur: Abgesehen von diesen Problemen muss bei Ihnen aber
doch Freude aufkommen?
Rudolf Leopold: Ja, die Freude ist, dass der Bau endlich
errichtet worden ist. Rein architektonisch bin ich durchaus zufrieden,
obwohl man heute moderne Museen nicht mehr in fünf Geschoßen bauen würde.
Man weiß, wie wichtig das Tageslicht für die Bilder ist. Keine
Lichtkombination, auch wenn manche Techniker das behaupten, kann das
natürliche Licht gültig ersetzen. Heute baut man alles in einer Ebene,
wenn sie etwa an die Fondation Beyeler denken. Hier war man natürlich
durch die Grundfläche beschränkt und das musste ich einsehen.
ON Kultur: Wie werden die fünf Etagen Ihres Museums bespielt
werden?
Rudolf Leopold: Ich möchte entgegen der Chronologie den Schieles
und Kokoschkas die obersten Räume geben, um ihnen das volle Tageslicht
zuteil werden zu lassen. Darunter kommen Österreicher dieses Jahrhunderts.
Im Eingangsgeschoß wird sich vor allem Richard Gerstl finden. In diesen
Räumen gibt es durch die großen Fenster noch genügend Tageslicht. Und auch
das erste Untergeschoß hat durch ein Fensterband noch einiges Tageslicht.
Dort beginnt dann das 19. Jahrhundert.
ON Kultur: Es hat im Vorfeld der Übergabe heftige Diskussionen
gegeben. Ihr Museum selbst hatte zunächst geschätzte Besucherzahlen von
600.000. Das hat man jetzt revidiert auf 300.000 bis 350.000...
Rudolf Leopold: Diese erste Schätzung ist offensichtlich aus
politischen Gründen gemacht worden, weil nur die Regierungspartein das
wollten und die anderen nur von den Kosten gesprochen haben. Die Zahl war
eine reine Erfindung. Die jüngste Schätzung wurde von einer deutschen
Marketingfirma, der Infora, erstellt. Aber wenn wir das vor Jahren
versprochene Ankaufsbudget weiterhin nicht bekommen, wird sich die
Besucherzahl verringern. Ein Museum lebt von neuen Exponaten.
Wechselausstellungen genügen da nicht.
ON Kultur: Die Revidierung der Besucherzahlen nach unten erhöhen
gleichzeitig die Kosten für den Bund. Was wird das ausmachen?
Rudolf Leopold: Da müssen Sie die kaufmännische Direktion
fragen. Das sind nicht meine Agenden.
ON Kultur: Die Leopold-Privat-Stiftung war im Zuge der
Restitutionsdebatte, Stichwort "Bildnis Wally", Gegenstand heftiger
Auseinandersetzungen, wie haben Sie sich dabei persönlich gefühlt?
Rudolf Leopold: Diese Vorwürfe sind alle haltlos. Ich habe die
"Wally" von der Österreichischen Galerie bekommen, aber ich will an dem
heutigen Tag nicht darüber sprechen.