Noch nicht Herr im eigenen Haus

Neben der Kunsthalle und dem Museum Moderner Kunst ist das so genannte Leopold-Museum der dritte Großbau auf dem Gelände des Museumsquartiers. Das Gespräch mit Sammler Rudolf Leopold führte Gerhard Moser.


ON Kultur: Herr Leopold, wie fühlt man sich als frischgebackener Hausherr?

Rudolf Leopold: Noch nicht so ganz frischgebacken. Es stehen noch viele Probleme an, etwa das der Bespannung der Wände. Solch eine Bespannung gibt es in allen wichtigen Museen der Welt. Hier erklären gewisse Stellen, dass so eine Bespannung nicht nötig sei. Das kostet natürlich Geld, aber es war vereinbart. Und ich muss darauf bestehen, dass das eingehalten wird. Es ist tatsächlich notwendig.

Rudolf Leopold / ©Bild: APA
Rudolf Leopold / ©Bild: APA

ON Kultur: Abgesehen von diesen Problemen muss bei Ihnen aber doch Freude aufkommen?

Rudolf Leopold: Ja, die Freude ist, dass der Bau endlich errichtet worden ist. Rein architektonisch bin ich durchaus zufrieden, obwohl man heute moderne Museen nicht mehr in fünf Geschoßen bauen würde. Man weiß, wie wichtig das Tageslicht für die Bilder ist. Keine Lichtkombination, auch wenn manche Techniker das behaupten, kann das natürliche Licht gültig ersetzen. Heute baut man alles in einer Ebene, wenn sie etwa an die Fondation Beyeler denken. Hier war man natürlich durch die Grundfläche beschränkt und das musste ich einsehen.

ON Kultur: Wie werden die fünf Etagen Ihres Museums bespielt werden?

Rudolf Leopold: Ich möchte entgegen der Chronologie den Schieles und Kokoschkas die obersten Räume geben, um ihnen das volle Tageslicht zuteil werden zu lassen. Darunter kommen Österreicher dieses Jahrhunderts. Im Eingangsgeschoß wird sich vor allem Richard Gerstl finden. In diesen Räumen gibt es durch die großen Fenster noch genügend Tageslicht. Und auch das erste Untergeschoß hat durch ein Fensterband noch einiges Tageslicht. Dort beginnt dann das 19. Jahrhundert.

ON Kultur: Es hat im Vorfeld der Übergabe heftige Diskussionen gegeben. Ihr Museum selbst hatte zunächst geschätzte Besucherzahlen von 600.000. Das hat man jetzt revidiert auf 300.000 bis 350.000...

Rudolf Leopold: Diese erste Schätzung ist offensichtlich aus politischen Gründen gemacht worden, weil nur die Regierungspartein das wollten und die anderen nur von den Kosten gesprochen haben. Die Zahl war eine reine Erfindung. Die jüngste Schätzung wurde von einer deutschen Marketingfirma, der Infora, erstellt. Aber wenn wir das vor Jahren versprochene Ankaufsbudget weiterhin nicht bekommen, wird sich die Besucherzahl verringern. Ein Museum lebt von neuen Exponaten. Wechselausstellungen genügen da nicht.

ON Kultur: Die Revidierung der Besucherzahlen nach unten erhöhen gleichzeitig die Kosten für den Bund. Was wird das ausmachen?

Rudolf Leopold: Da müssen Sie die kaufmännische Direktion fragen. Das sind nicht meine Agenden.

ON Kultur: Die Leopold-Privat-Stiftung war im Zuge der Restitutionsdebatte, Stichwort "Bildnis Wally", Gegenstand heftiger Auseinandersetzungen, wie haben Sie sich dabei persönlich gefühlt?

Rudolf Leopold: Diese Vorwürfe sind alle haltlos. Ich habe die "Wally" von der Österreichischen Galerie bekommen, aber ich will an dem heutigen Tag nicht darüber sprechen.

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