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02.02.2002 - Ausstellung
Kunstlust


Yves-Klein-Blau! Die Galerie Krinzinger hat einen Gedenkraum eingerichtet. Yves Kleins magisches Blau leuchtet von den Wänden. Rudolf Schwarzkogler hat es verehrt. Sosehr, daß er auch "Blaukogler" genannt wurde. Auf den Wänden des Blaukogler-Kabinetts hat sich Schwarzkogler versammelt: Aktionsphotos, Skizzen. Er war Aktionist und er war 28 Jahre alt als er 1969 aus dem Fenster stürzte und starb.

1971 gründete Ursula Krinzinger ihre Galerie und ab 1975 verwaltete sie den Nachlaß des Aktionisten, verkaufte ihn 1982 an das Museum moderner Kunst in Wien. Im 31. Bestandsjahr der Galerie erinnert sie sich an diese Anfänge und verschränkte sie mit ihrem Kunst-Erleben der letzten 30 Jahre. Eine Hommage an Rudolf Schwarzkogler wurde daraus; sein Werk bleibt Reflexions-Zentrum des Gezeigten.

Ursula Krinzinger edierte Schwarzkogler, zeigte ihn international. Bis heute ist das Interesse an seinem Werk nicht abgerissen. Er fasziniert - besonders auch Künstler, die die Galeristin kontaktierten, um Arbeiten zu erwerben, gegen Eigenes einzutauschen. Solche Objekte zeigt die Schau, aber auch direkte Bezugnahmen aus Anlaß der Hommage.

"Schwarzkogler hat mir die Türe zum Schmerz geöffnet. Ich schritt durch sie hindurch, und in diesem Prozeß verlor ich die Angst und fand das Licht", schreibt Marina Abramovic - und sitzt im Photo auf jenen Knochenbergen, die sie zur Biennale in Venedig 1997 von Fleischresten befreite. Jürgen Klauke ist mit Körper-Konglomeraten präsent, Anish Kapoor hat eine klaffende Wunde in die Wand geritzt, Tony Oursler erträgt sein Leid in einer beklemmenden Videoinstallation. Nur ein Bruchteil derer, die Schwarzkogler sehenswert die Ehre erweisen.

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