Ein Haus wird lebendig | |
Im Wifi-Linz liegen Kunst, Architektur und Wissen dicht beieinander.
Jetzt können sie miteinander kommunizieren.
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Mit den ersten Besuchern wird "Unit M", ein Medienkunstprojekt des Ars Electronica Centers, das
gemeinsam mit dem Wifi-Linz entwickelt
wurde, langsam aktiv. Wie ein Schlaftrunkener am Morgen muss das
interaktive System erst geweckt werden. Leuchtzahlen, die in die tragenden
Säulen des Gebäudes eingebaut sind, zählen das Öffnen und Schließen der
Türen. Je höher die Zahl am Display, desto mehr Energie wird dem System
zugeführt. Ab einem gewissen Wert beginnen die Leuchtschriften auf in den
Fussboden eingelassenen, rechteckigen Modulen zu laufen - zuerst langsam.
Mit der Datenmenge des Systems steigert sich auch der Energiehaushalt von
"Unit M". Die Laufschriften werden schneller.
Überall sind Sensoren Visuelle, akustische und taktile Sensoren messen die Aktivitäten
innerhalb und außerhalb des Gebäudes. Die visuellen Sensoren erkennen die
Bewegungsgeschwindigkeit der Besucher, die Farben ihrer Kleidung und die
Lichtverhältnisse. Die akustischen Sensoren messen die Geräuschpegel in
verschiedenen Gebäudeabschnitten.
Die taktilen Sensoren verlaufen im Stiegenhausgeländer, das von der
Tiefgarage vor die Cafeteria des Wifis führt. Je öfter das Geländer
berührt wird, desto kontaktfreudiger empfindet es seine Umgebung. Neben den subjektiven Sensoren werden weitere Informationen über die
Steuer- und Regelungstechnik des Hauses, das Geschehen im Internet und
Eindrücke der äußeren Umwelt verarbeitet. Über User-Terminals vor Ort und
aus dem Internet kann auch von außen in das System eingegriffen
werden. Zustände im Gebäude Aus der Summe der Daten werden sechs Zustände gefiltert: geordnet,
chaotisch, analog, digital, herausfordernd und abwartend. Diese
beeinflussen die Geschwindigkeit der Texte am Boden und die
Farbzirkulation auf fünf Neonsäulen.
Beim Zustand "geordnet" laufen die Texte gleichmäßig über die im
Fußboden versenkten Module. An der Schnittstelle der kreuzförmig
auseinanderlaufenden Gänge treffen sie zusammen, um dann in Richtung
Lichtsäulen weiterzulaufen. Diese ragen leicht schräg, wie Speere in den
Boden gerammt, in die Luft. Parallel hintereinander stehen sie auf einer
Länge von cirka 50 Metern aufgefädelt. Zwei befinden sich vor dem Eingang
der Cafeteria, drei durchdringen das Dach. Wie bei einem Eisberg ist von außen nur ein Teil der Installation zu
sehen. Der übrige Teil der Lichtmatrix, durchdringt die Cafeteria,
durchstößt die Betondecke im Erdgeschoß und setzt sich in Richtung
Tiefgarage fort. Der Zustand "geordnet" wird auf den Neonröhren durch den
regelmäßigen Tausch der Farben Rot, Blau und Grün wiedergegeben. Kohlenmonoxid ist rot Jede Säule ist in Abschnitte unterteilt, die neben der Visualisierung
des Gesamtzustands auch mit der jeweiligen Umgebung interagieren. Rote
Lichtzeilen in der Tiefgarage stehen für den Kohlenmonoxidgehalt der Luft.
Je höher der rote Farbanteil im Gegensatz zum Grün, das für
kohlenmonoxidfreie Luft steht, desto mehr Autos frequentieren die Garage,
desto mehr wird der Energiespeicher des Hauses aufgeladen.
Im Kaffeehaus wird die Bewegungsaktivität der Menschen und die
Aktivität des Gebäudes durch die Messung der Heizungsleistung, des
Warmwasser- Auf die Außentemperatur und den Energieverbrauch des Gebäudes reagieren
die beiden freistehenden Säulen mit Blau. Die Mondphasen werden durch rote
Lichter signalisiert. Durch ein grün-blau-rotes Farbenspiel über dem
Kaffeehausdach wird die Zahl der im Wifi aktiven Internetuser, der
aufgesuchten URLs und der transportierten Kilobytes wiedergegeben. Veränderung via Internet Eine direkte Möglichkeit, mit "Unit M" zu kommunizieren, besteht über
die vier im Haus verteilten User-Terminals. Über Hektik und Stress gibt
das Bioresonanzterminal "Puls" Auskunft, das sich in der Eingangshalle
neben dem Informationsschalter befindet. Dort kann man seinen Blutdruck,
den Puls und den Hautwiderstand messen lassen. Die Daten werden im
Halb-Stunden-Takt in das System eingespeichert und reagieren dort wiederum
mit dem Energiezustand des Hauses.
Bei anderen User-Terminals kann über ein Stimmerkennungssystem, ein
Lichtsystem und ein Textsystem mit Unit M kommuniziert werden. Das System kann auch über
das Internet verändert werden. Unit M macht Feierabend Am Abend, wenn die Cafeteria geschlossen ist, die letzten
Wissensdurstigen das Gebäude verlassen haben und der Parkplatz leer ist,
fällt auch "Unit M" in einen Dämmerzustand. Die eintreffenden Daten
spenden kaum noch Energie, das System beginnt sich zu entladen, die
Lichtstäbe verlieren an Leuchtkraft, der Lauftext bleibt stehen und
erlischt. | ||||||||||||