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„Linz hat sich stark verändert“

1. Dezember 2009 | 17:14 | | CLEMENS PANAGL
Linz09. Was bleibt von der Kulturhauptstadt? Vizebürgermeister Erich Watzl, verantwortlich für Kultur und Tourismus, zieht Bilanz.

CLEMENS PANAGL
SN: Wie lautet Ihre Linz09-Bilanz einen Monat vor dem Finale? Welche Erwartungen haben sich für Sie kulturell und touristisch erfüllt – und welche nicht?
Watzl: Ich denke, wir können mit dem Verlauf sehr zufrieden sein. Das Programm wurde sowohl von der Linzer Bevölkerung als auch den Gästen sehr gut angenommen. Qualität und Quantität der Angebote waren wirklich gut. Ein Nächtigungsplus von über elf Prozent in Zeiten einer internationalen Krise kann sich sehen lassen.

SN: „Linz verändert“ war einer der Slogans von Linz09. Wie hat das Jahr Linz tatsächlich verändert?
Watzl: Das Gesicht der Stadt hat sich durch viele Infrastrukturbauten (Ars Electronica, Südflügel Schlossmuseum) verändert. In den Köpfen der Bevölkerung hat sich verankert, dass Kultur geistige und wirtschaftliche Wertschöpfung bedeutet. Und das Image der Stadt hat sich dahingehend verändert, dass Linz nicht nur erfolgreicher Arbeits- und Wirtschaftsstandort ist, sondern auch kulturell einiges zu bieten hat.
SN: Was bleibt Linz auf lange Sicht vom Kulturhauptstadtjahr?
Watzl: Erhalten bleiben natürlich die Bauten. Auch für den Kepler Salon oder das Akustikon sehe ich gute Chancen auf eine weitere Bespielung, dazu weiterhin verstärkte Initiativen in den Stadtteilen. Bleiben wird auch ein gesteigertes Bewusstsein und Interesse der Menschen für Kultur. Mit der Triennale wird es auch ein Folgeprojekt zum „Höhenrausch“ geben.

SN: Wann wären Ars Electronica Center (AEC) oder Schlossmuseum ohne Linz09 erweitert worden?
Watzl: Ich glaube, dass es ohne Linz09 diese Bauten nicht gegeben hätte. Das Kulturhauptstadtjahr war Anlass, in die Kulturinfrastruktur der Stadt zu investieren, wofür rund 265 Millionen Euro in die Hand genommen wurden. Den Anlass hat es für ein derart großes Investitionsvolumen gebraucht.

SN: In Graz herrschte nach dem Kulturhauptstadtjahr Katerstimmung. Gibt es in Linz bereits eine finanzielle Bilanz?
Watzl: Eine Katerstimmung befürchte ich nicht. Im Gegenteil: Es war stets eine Vorgabe an die Geschäftsführung, Reserven zu schaffen. Linz09 wird mit einem hohen sechsstelligen positiven Betrag abschließen – so viel lässt sich bereits sagen. Dieses Geld wird 2010 für Nachfolgeprojekte und zur weiteren Entwicklung von Linz zur Verfügung stehen.

SN: Ist Graz sechs Jahre nach 2003 noch eine Kulturhauptstadt?
Watzl: Ich denke schon. Meinem Empfinden nach hat es Graz 2003 gut gemacht. Ich war auch stets der Ansicht: So gut wie Graz müssen wir es erst einmal machen. Graz ist ein Fixpunkt auf der österreichischen Kulturlandkarte.


SN: In Salzburg sind Kürzungen bei den Kulturbudgets derzeit Gegenstand von Auseinandersetzungen zwischen Kulturszene und Politik. Wie geht es mit den Kulturbudgets in Linz nach Linz09 weiter?


Watzl: Den Level des Kulturhauptstadtjahres zu halten wird nicht möglich sein, das ist klar. Trotzdem wird es bei den laufenden Kulturmitteln keine Streichungen oder Reduktionen geben – im Gegenteil. Die Kostenbeteiligung in Höhe von 20 Millionen Euro der Stadt an Linz09 belasten das laufende Kulturbudget nicht.

SN: Die Linzer freie Szene übte von Beginn auch Kritik an Linz09. Welche Rolle kommt den lokalen Kulturträgern nach Linz09 zu?
Watzl: Ich kann diese Kritik nicht nachvollziehen. Rund 20 Prozent des Programmbudgets flossen an die so genannte Freie Szene. Die Einbindung der lokalen Szene war auch insbesondere deshalb wichtig, um Akzeptanz und Partizipation sicher zu stellen. Die Einbindung heimischer Künstler entspricht den grundlegenden Gedanken einer Kulturhauptstadt.

SN: Kann Linz auch nach der Weitergabe des Titels Kulturhauptstadt bleiben? Oder braucht die Stadt eine Pause?
Watzl: Die Stadt darf keine Pause machen. Um den Standort nachhaltig weiterzuentwickeln, gilt es, Ideen und Schwung von Linz09 in einem budgetär vertretbaren Rahmen weiter zu tragen.

© SN/SW

 
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