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Kunstberichte

Meister aller Klassen

Guggenheim Collection Bonn: Die 200 teuersten Bilder des 20. Jahrhunderts
Illustration
- „Crucifixion“von Francis Bacon: abstrakte, blutige Körperteile.  Foto: Guggenheim New York

„Crucifixion“von Francis Bacon: abstrakte, blutige Körperteile. Foto: Guggenheim New York

Von Werner Grotte

"Schau, das ist doch der Grausige, wie hieß der doch schnell, der immer die blutigen Körperteile malte?" Verzückt scharen sich mehr oder weniger kunstfirme Betrachter vor Francis Bacons "Three studies of a Crucifixion" aus 1962. Wenige Meter weiter bekommen jene, die eine Führung gebucht haben, von äußerst kompetenten Damen sehr plastische Auskünfte darüber, wie und warum etwa Pablo Picasso sich stilistisch nach seiner jeweiligen Freundin richtete – und diese später auch nicht immer schmeichelhaft darstellte.

"Wir kriegen vom Steuerzahler Geld dafür, dass wir ihm entsprechende Bildung in verdaulichen Stücken liefern", bringt die Sprecherin der "Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland" ihr Credo auf den Punkt. Bei der bis 7. Jänner 2007 laufenden Weltpremiere "The Guggenheim Collection" liegt sie bei aller Exklusivität der dort gezeigten 200 Meisterwerke goldrichtig: Bis dato kamen 300.000 Besucher ins Haus an der Bonner "Museumsmeile", um Kandinsky, Renoir, Kokoschka, Warhol, Matisse, Van Gogh und 73 weitere hochkarätige Künstler samt ihren Werkgruppen zu besehen.

Die 1937 in New York gegründete Sammlung des Erzbarons Solomon R. Guggenheim umfasst heute in weltweit fünf Häusern die Bestände aus sechs bedeutenden Privatsammlungen. In seltener Vollständigkeit repräsentiert sie die Kunst des 20. Jahrhunderts.

Kunst am Rhein

Neben der Gemäldeausstellung zeigt man in Bonn auch "Guggenheim Architecture" (bis 12. November)¨– mit reicher Auswahl an errichteten und nicht realisierten Museumsbauten, geprägt vom Schöpfer des New Yorker "Guggenheim", Frank Lloyd Wright.

Die Beethovenstadt Bonn, 70 Flugminuten von Wien entfernt, hat mit "Guggenheim" ihren Ruf als Kunstmetropole weiter gefestigt: Nach der international beachteten Tut-anch-Amun-Schau in der Kunsthalle im Vorjahr steht hier mit der Ausstellung "Khmer" über die kambodschanische Tempelstadt Angkor Vat ab 14. Dezember die nächste Attraktion auf dem Programm.

The Guggenheim Collection

Bundeskunsthalle

53113 Bonn, Deutschland

Bis 7. Jänner 07

http://www.bundeskunsthalle.de

Elitär, aber unterhaltsam.

Freitag, 20. Oktober 2006


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