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Im Eissturm gefrorene Skulpturen

Im Wiener Museum für Angewandet Kunst zeigt die Architektin Zaha Hadid einen Überblick über ihr Gesamtwerk.



WIEN. Die Sprungschanze auf dem Bergisel ist die erste in Österreich realisierte Arbeit Zaha Hadids. Sie zählt aber auch zu den ersten überhaupt gebauten Arbeiten der aus Bagdad gebürtigen, in London ausgebildeten und lebenden Architektin.

Fünfundzwanzig Jahre lang hat Zaha Hadid als eine Meisterin der Utopien Projekte entworfen, an Wettbewerben teilgenommen und großformatige Architekturvisionen gemalt. Heute sind von ihr eine Reihe großer Projekte in Bau, u.a. das Science Center in Wolfsburg, das Nationale Zentrum für zeitgenössische Kunst in Rom oder das BMW Zentralgebäude in Leipzig. Kurz vor der Eröffnung steht das Kunstmuseum in Cincinnati.

Mit Wien verbindet die Architektin eine Professur an der Universität für angewandte Kunst, aber auch ihr seit bald zehn Jahren in Diskussion stehender Vorschlag zur Verbauung der Brache zwischen Donaukanal und Stadtbahnbögen in der Spittelau.

Für die zentrale Ausstellungshalle des Wiener Museums für Angewandte Kunst hat Zaha Hadid das Raumexperiment "Ice Storm" geschaffen, eine monumentale gegossene Wohnlandschaft, spacig und archaisch, technoid und organisch zugleich. Architektonische Hülle und Mobiliar in einem: Die Grenzen verschwimmen in diesem begehbaren und unmittelbar sinnlichen Zugang zur Formenwelt der Architektin.
Die skulpturalen Qualitäten der Körperhaftigkeit kehren wieder in den Bauten. Wie aus dem Fluss der Bewegung erstarrt, in ihrer Dynamik raumgreifend, suchen sie ihren Zusammenhang mit dem Grund, auf dem sie gelandet sind. Die Ausstellung, ästhetisch überzeugend vom Büro Hadid selbst gestaltet, verdeutlicht die unkonventionellen Wege, die die Architektin in den Entwurfsstadien geht.
Monumentale Ölgemälde voll schwindelerregender Perspektiven bearbeiten stadträumliche Vorstellungen, Reliefs der einzelnen Bauten entstehen parallel zu den Modellen.

Utopisches, ungebautes Werk und aktuelle Realisationen genießen gleiche Aufmerksamkeit. Die Neufindungen von Zaha Hadid - in der Durchformung der plastischen Massen, den Faltungen und Schichtungen von Flächen, im Verhältnis von gebautem Volumen und umbautem Raum - sprechen unmittelbar körperhaft zum Betrachter.

Wie oft in den Ausstellungen des MAK bleibt aber die erklärende Ebene unterbelichtet. Die Objekte und ihre Inszenierung haben für sich selbst zu sprechen, was auf der Ebene der sinnlichen Wahrnehmung allein auch diesmal viel Freude bereitet.
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Museum für Angewandte Kunst, Stubenring 5, Wien; bis 17. August, Dienstag 10 bis 24 Uhr, Mittwoch bis Sonntag 10 bis 18 Uhr
2003-07-06 21:00:00