Schweizer Expo mit Besuch zufrieden

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Einmal pro Generation leistet sich die Schweiz eine Landesausstellung - zuletzt 1964 in Lausanne. Jetzt soll die Expo.02. insgesamt 4,8 Millionen Zuschauer bis zum 20. Oktober anlocken, und die erste Bilanz nach zwei Wochen macht den Veranstaltern Mut: 14 Prozent mehr Eintritte als geplant, die Einnahmen aus dem Vorverkauf liegen um 42 Prozent höher als vorgesehen.

Erstmals ist nicht ein einziger Ort Austragungsstätte, sondern eine ganze Region in der Nordwestschweiz: Das Drei-Seen-Land um den Bieler-, den Neuenburger- und den Murtensee. Auf die Expo-Besucher warten spektakuläre Bauten, mit denen die Eidgenossen seit dem 15. Mai eine umweltfreundliche, weltoffene und zukunftsorientierte Schweiz präsentieren wollen. Nach dem Willen der Veranstalter soll die Landesausstellung eine "Momentaufnahme der Schweiz" sein, "indem sie sich aktueller Fragen und Probleme annimmt". Doch die Expo.02 soll auch ein riesiges Fest und für die 159 Tage Dauer "die kulturelle Hauptstadt" der Eidgenossen sein.

Anfangs hatte es Probleme gegeben: Die ursprünglichen Planungen waren radikal zusammengestrichen worden, die Zahl von 70 Ausstellungen wurde halbiert. Zudem wurde die Dauer der Expo verkürzt. Die Kosten liegen bei etwa 900 Millionen Franken (614 Millionen Euro), allein die Bundeskredite summieren sich auf 838 Millionen Franken und sind damit etwa sechs Mal so hoch wie 1996 geschätzt. Zumindest finanziell scheint die Expo gesichert - wenn die Besucherzahlen weiterhin stimmen.

War vielen Schweizer Medien die Eröffnungsfeier noch zu kitschig, pathetisch oder gar altbacken, so zeigt man sich bei den Verantwortlichen in Biel nun versöhnt mit den Journalisten. Es werde viel Lob gezollt - vor allem für eine Ausstellung, die erfreulich unschweizerisch und kritisch sei, heißt es.

Der französische "Le Figaro" spricht von einer "nicht- konformistischen Schweiz", die sich präsentiere. "Le Monde" hebt die intelligente Konzeption fast sämtlicher Ausstellungen hervor. Und die "Financial Times" schreibt, wie unschweizerisch die "Expo.02" auf Ausländer wirke: Kühe, Schokolade, Banken und Uhren kämen kaum vor - außer in parodistischer Verfremdung.

Spektakulär ist unter anderem ein "schwimmender Würfel" in Murten: Der Monolith des französischen Architekten Jean Nouvel zeigt das Panorama der Schlacht von Murten, den Sieg der Eidgenossen über Karl den Kühnen von 1476. Ganze 1200 Quadratmeter misst der 4000 Tonnen schwere Block, der nur mit dem Boot zu erreichen ist. Wenn auch ursprünglich Glasbauten mit einer Größe von etwa 17.000 Quadratmetern geplant waren, so sind die Besucher doch begeistert. Auch in Biel und Yverdon schrumpften die Plattformen um mehr als zwei Drittel, in Neuenburg um die Hälfte.

"Jede der bisherigen fünf schweizerischen Nationalausstellungen seit 1883 war im Verlauf ihrer Konzeption und Fertigstellung gefährdet und musste sich ihre Berechtigung erkämpfen", verteidigt Martin Heller, künstlerischer Direktor der Expo.02, das Konzept. Im Rückblick habe jede Expo ein positives Echo erhalten. Das Erlebnis "Expo" verteilt sich im wesentlichen auf vier Orte: Murten, Neuenburg, Biel und Yverdon.

Expo-Generalsekretärin Nelly Wenger versteht die Landesausstellung als einen Experimentierraum, eine Art Labor, "um darin unsere Lebensweise in der Schweiz und auf der Welt zu hinterfragen und auszuprobieren".

Link: expo.02
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