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Der Mann mit dem Hut hat jetzt sein Haus

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Bild: gunn

Als Spießer wird René Magritte (1898–1967) in manchen Kunstmagazinen bezeichnet. Doch in Brüssel wird heute – 42 Jahre nach seinem Tod – der belgische Surrealist mit der Eröffnung eines großen Museums auf der Kunst-Beletage der EU-Hauptstadt geehrt.

Gefallen ist nun die gigantische Bau-Plane mit der aufgedruckten Collage aus Originalgebäude und dem Magritte-Motiv „Das Reich der Lichter“. Eigentlich schade, finden viele, denn an der massiven Präsenz dieses Motivs sei hier am ausgesprochen noblen Place Royale auf dem „Berg der Künste“ keiner vorbeigekommen.

Nun: Am neuen Brüsseler Wahrzeichen Magritte kommt ohnehin keiner mehr vorbei. Seine plakativ exzellent nutzbaren Gemälde und Motive sind omnipräsent. Weiße Schäfchenwolken auf Himmelblau hinter den Fenstern, und sogar der Spiegel auf dem Museums-WC zeigt den Mann mit dem Hut, der heute endgültig sein neues Haus bezogen und für Besucher geöffnet hat.

Die Dauerausstellung erstreckt sich über drei Etagen auf einer Gesamtfläche von 2500 Quadratmetern. Hier hat der Architekt und Magritte-Spezialist Winston Spriet vom Obergeschoß nach unten hin einen spannenden Parcours entwickelt. Anhand der zwar weltweit größten, doch kaum Hauptwerke des Meisters enthaltenden Sammlung, die zur Eröffnungsphase von zahlreichen hochkarätigen Leihgaben unterstützt wird.

Außerhalb des Klischees

Nicht nur alle Schaffensphasen, sondern auch Magrittes Persönlichkeit wird hier in 200 Gemälden, in Zeichnungen und Gouachen, Skizzen und Grafiken, Filmen, in Dokumenten und Erinnerungsstücken, Fotos und Briefen transparent. Man trifft auch auf den „Spießer“, der dem Klischee des sauf-, reise- und affärefreudigen Künstlers halt nicht entsprochen hatte: seiner Ehefrau Georgette war er von Teenagertagen an bis zum Tod treu ergeben. Er verreiste ungern, lebte in einem ruhigen Wohnviertel, malte in einem Eck seines Wohnzimmers, hatte stets einen Spitz namens Loulou, der immer wieder von einem Spitz namens Loulou ersetzt wurde.

Wollte keine Deutung

Möglicherweise brauchte Magritte diese Sicherheiten ja als Erdung neben seiner Kunst, in der er manisch allem, was er sah, las oder hörte, den Boden entzog: ein exzessives Spiel mit bekannten Motiven, mit banalen Gegenständen, die er auf absurdeste Art und Weise kombinierte, die er jedoch ohne jede psychologische Deutung verstanden haben wollte.

Was schwerfällt angesichts durch das Bild schwebender Männer mit Hut, sich in Raubkatzen verwandelnder Frauen, bloßgelegter Herzschichten, von Tauben mit Flügeln aus Blatt-Adern, eines expressiv gepinselten Sauschädels aus seiner Zeit in Paris, der berühmten gemalten Pfeife, die keine Pfeife ist, oder Botticellis „Primavera“ mitten im Mann mit dem Hut.

Sich Magritte anzunähern, heißt, sich seinem Spiel auszuliefern. Was nun in Brüssel auch inflationär möglich ist.

Info: www.musee-magritte-museum.be

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