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02. Jänner 2009
18:03 MEZ

Martin Heller inszeniert Linz als Kulturhauptstadt.


Intendant mit stoischer Gelassenheit
Ob alles so gelaufen ist, wie er es sich als Intendant von Linz09 vorgestellt hat, ist schwer zu sagen - Martin Heller, Intendant von Linz 09, Kulturhauptstadt Europas

Weder seine Mimik noch seine Sprachmelodie gibt so etwas wie Gemütsregungen preis: Die schweizerische Gelassenheit steht Martin Heller eben ins Gesicht geschrieben. Selbst als nach gut zwei Jahren der nicht immer unproblematischen Vorbereitungen es zu Silvester endlich soweit war und Linz das europäische Kulturhauptstadtjahr 2009 mit Pauken und Raketen eröffnete, gab sich der gebürtige Basler gewohnt stoisch.

Diese Ruhe wurde dem 56-Jährigen so manches Mal aber auch übelgenommen. Unnahbar und überheblich beschreiben ihn heimische Kulturschaffende. Er zog den Zorn der freien Szene auf sich, weil er zu wenig mit ihr kommuniziere. Auch Oberösterreichs Landes- und Kommunalpolitiker mussten schnell erkennen, dass Heller sein Ding durchzieht, sich nicht - mit Blick auf die bevorstehenden Landtags- und Kommunalwahlen im Herbst 2009 - vereinnahmen lässt. Und so durften zur feierlichen Eröffnung im Brucknerhaus weder Landeshauptmann noch Bürgermeister salbungsvolle Worte sprechen.

Den erfahrenen Kulturmanager, der von 1999 bis 2003 künstlerischer Direktor der schweizerischen Landesausstellung Expo war, überraschten diese öffentlichen Angriffe nicht. "Ich wurde Abfallkübel für Kulturschaffende der freien Szene, Projektionsfläche für Wünsche und Träume" , stellte Heller bereits nach der Expo fest. Dennoch sei es mittlerweile seine "Leidenschaft, Kultur für ein breites Publikum zu machen."

Das war am Anfang seiner beruflichen Laufbahn noch nicht so. Nach dem Studium der Kunstgeschichte, Ethnologie und europäischen Volkskunde in Basel war Heller zwölf Jahre lang Direktor des Museums für Gestaltung in Zürich. Außerhalb eines derartigen "Schutzraumes" Kunst zu machen und zu zeigen, erfülle ihn heute mehr.

Das dreitägige Eröffnungsspektakel für Linz09 war deshalb für Heller "eine befriedigende Erfahrung" , mehr an Emotionalität ist dem Mann mit dem korrekten Bürstenhaarschnitt nicht zu entlocken. Das "geschnürte Paket ist aufgegangen, denn die Menschen haben gespürt, dass die europäische Kulturhauptstadt in Linz angekommen ist" , lautet seine nüchterne Analyse.

Somit fand er wohl "den Anfang gelungen". Das sah auch seine Frau Elisabeth so, die aus Zürich angereist war. Die 17-jährige Tochter Noemi zog es vor, in den Schweizer Bergen mit Freunden zu feiern. (Kerstin Scheller, DER STANDARD/Printausgabe, 03.01.2009)

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