Kultur

Wahre Menschenbilder

02.04.2007 | SN
Osterausstellungen bei Ruzicska und Ropac: Kenton Nelson, Francisco Clemente

GUDRUN WEINZIERLSALZBURG (SN). Aus US-Filmen der 30er und 40er Jahre sind dem Betrachter diese perfekten Menschen mit gestählten muskulösen Körpern, passender Kleidung und makelloser Frisur bekannt. Sie treten in Kenton Nelsons Bildern auf, ohne ihren Blick aus dem Bild heraus auf den Betrachter zu richten. Auch untereinander treten sie nicht in Blickkontakt. Fehlerlose, robuste und braun gebrannte Erscheinungen, die heute - wie schon in Nelsons Kindheit in den 1950er und 1960er Jahren - als Ikonen einer heilen Welt gelten. "Ich bin damit aufgewachsen, Fernsehen, Film, Werbung - überall wurde der große amerikanische Traum angepriesen", sagt Kenton Nelson, "das Ideal wurde als Realität verkauft, ich bin ein Produkt meiner Zeit."

Mag sein, dass diese glatten Typen ihren Blick deshalb abwenden, um nicht merken zu lassen, dass sie Symbole des schönen Scheins sind, deren Individualität dem Lifestyle zum Opfer fiel. Nelson verstärkt diesen Eindruck durch ungewöhnliche Bildausschnitte und Bildformate. Oft werden seine Frauen und Männer ihres Gesichtes beraubt, indem der Maler den oberen Bildrand mitten durch ihr Gesicht verlaufen lässt, oft werden nur der Unterkörper oder nur Beine dargestellt. "Ein rotes Kleid ist ein Symbol, ebenso glänzende Schuhe, die ich oft male, irgendeine Tätigkeit wird symbolhaft aufgeladen, so dass man spüren kann, der Situation haftet Theatralik an, Geschichten entstehen, die ein offenes Ende haben." Nelson hält uns das wahre Gesicht seiner Personen vor.

Auch in den Porträts von Francesco Clemente, die in der Galerie Ropac zu sehen sind, gibt es kein Lächeln oder gar ein Lachen. Von klassischen Porträts, wie sie einem in Clementes 13 Künstlerporträts begegnen, wäre zu erwarten, dass sie "repräsentieren". Sie tun es nicht. Die Ideale hehrer Ideen könnten ihren Gesichtern anzumerken sein, ist der Kopf doch immer eine Metapher für das Geistige.

Es sind real geschaute Gesichter, aus denen der Porträtist Clemente liest, die sich dem Maler ausliefern, indem er einen Moment ihres Seins festhält, der dauerhaft festgeschrieben wird. Clemente hat mit den Bildern von Salman Rushdie, Damien Hirst, James Levine und anderen fragile, sensible "Abbilder" berühmter Menschen, aber keine "schönen" Bildnisse geschaffen.

Clementes Arbeit ist geprägt von exzessiver Selbstbeobachtung. Dieses Erforschen innerer Zustände legt er auch in seiner Porträtmalerei an. Es sind die Augen - die uns bei Francesco Clemente offen und direkt anblicken, die zu erzählen scheinen und Emotionen wachrufen. Genauso sind es aber auch die in den Bildern Kenton Nelsons nicht sichtbaren Augen, die dem Betrachter, wenn schon nicht auf den ersten Blick, zu verstehen geben, dass hinter der Glätte inszenierten Lebens etwas liegen kann, das dunkel, kalt, beunruhigend ist.Kenton Nelson: Galerie Ruzicska (bis 5. Mai), Di.-Fr. 10-18 Uhr, Sa. 10-14 Uhr. Francisco Clemente: Galerie Ropac (bis 19. Mai) Di.-Fr. 10-18 Uhr, Sa. 10-14 Uhr.

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