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Kunstberichte

Hauptsache schön und mobil

Das Hofmobiliendepot Möbel Museum zeigt italienisches Design
Illustration
- Fast schon ein Symbol für italienisches Design: Die Schreibmaschine von Olivetti.  Foto: Schloss Schönbrunn Ges.m.b.H.

Fast schon ein Symbol für italienisches Design: Die Schreibmaschine von Olivetti. Foto: Schloss Schönbrunn Ges.m.b.H.

Von Brigitte Borchhardt-Birbaumer

Das italienische Design der Nachkriegszeit ist wohl kaum an einem modebewussten Haushalt vorübergegangen – Schreibmaschinen von Olivetti, Sitzmöbel von Zanotta oder Poltronova, Espressomaschinen von Alessi oder Lampen von Flos, ganz zu schweigen von der legendären Vespa, haben zuerst die Innenarchitekten, dann die Kopisten auf der ganzen Welt beeinflusst.

Hundert dieser Klassiker von 1945 bis 2000 präsentiert das Hofmobilendepot Möbel Museum aus der ständigen Sammlung für italienisches Design der Triennale di Milano.

Der intensive Kontakt von Designer-Architekten, Theoretikern und kleineren kunsthandwerklichen Betrieben in Mailand veränderte die Welt. So ist der berühmte Motorroller, den Corradino D'Ascanio schon 1946 entworfen hat, in einer späten Fassung in der Glasbox über dem Eingang gleichsam als Auftakt zu sehen.

Klassiker kann sich eigentlich nur ein Objekt nennen, das immer noch modern oder in neuen Variationen bleibend in Gebrauch ist. Das gilt freilich nicht für jedes Einzelstück von der tragbaren Nähmaschine "Mirella" von 1957 bis zur Sitzbank aus rotem Samt, die nach dem revolutionären Holzturm des Künstlers Tatlin von Mario Canzani und Roberto Semprini 1989 für ausgefallene Kundschaft entworfen wurde. Wohl gilt es aber für die bekanntesten Namen wie Gae Aulenti, Aldo Rossi, Richard Sapper oder Ettore Sottsass oder die Objekte, die sich neben der Schönheit auch als praktisch erweisen, wie Espressomaschinen von Alessi und – trotz Computer – die Kofferschreibmaschinen von Olivetti.

Italienisches Design in ganz Europa

Kuratorin Silvana Annicchiarico hat die Wanderausstellung für ganz Europa im Ausstellungsdesign von Carlo Forcolini in fünf Abschnitten chronologisch konzipiert und schließt "Nachkriegsjahren und Wiederaufbau" (1945 bis 1960) "Wirtschaftsboom und Konsumfetischismus" (1960 bis 1970) an. Das nächste Jahrzehnt betitelt sie "Jahre des Konflikts und des internationalen Durchbruchs" – nach "Hedonismus und Postmoderne" wird mit dem letzten Jahrzehnt "Auf der Such nach einer neuen Identität" im Jahr 2000 abgeschlossen.

Außer den Exponaten zwischen barocken und minimalistischen Formen, sind auf einigen kleineren Schautafeln auch die interessanten Triennaleplakate zu sehen, die als Appendix im mit dem Hamburger Museum für Kunst und Gewerbe erstellten Katalog eine Erfolgsgeschichte besonderen Ausmaßes mit erläutern.

Vom Korbsessel "Margherita" 1950 über den frei schwebenden roten Hocker "Mezzadro", den berühmten Schrank "Casablanca" von Memphis Design 1981, bis zum Spaghetti Chair oder Klappstuhl "Donald" 2000 finden sich dabei jede Menge Erinnerungen ein – das ist das untrügliche Zeichen für die enorme Präsenz italienischen Designs im Wohnbereich, bei Sportartikeln oder zuletzt transformablen Sitzjacken von Moreno Ferrari zum Überleben der neuen Stadtnomaden.

Italienisches Design

1945 - 2000

Kuratorin: Silvana

Annicchiarico

Hofmobiliendepot

Möbel Museum

Zu sehen bis 25. April

Vorbildrolle.

Mittwoch, 24. Jänner 2007


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