Die Auslotung des Raums | |
Ein Rundgang durch die Lesak-Ausstellung im Künstlerhaus von Sabine Oppolzer.
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Eine monumentales Wandschriftbild in den
Ausmaßen von 18 Mal 7 Meter, grafisch gestaltet wie eine Buchseite, ist
das Herzstück der Ausstellung. Es steht für die Suche Frantisek Lesaks
nach dem Wort "Raum". Ganz alltägliche Umschreibungen des Raumes reihen
sich da an attraktive Formulierungen, die den Wortsammler Lesak, Professor
für Plastisches Gestalten an der TU Wien, in besondere Begeisterung
versetzen, wie er selbst beschreibt: "Es ist so wie bei Jean Paul Sartre: 'Ein Raum kann nicht ein Sein
sein, denn er ist ein Nichts', oder wenn jemand sagt: 'Das Licht reitet
durch die Farbe, auf der Farbe durch den Raum', das sind natürlich
Fundstücke, die ich immer wieder mit emotionaler Begeisterung aufnehme,
mehr als wenn es um Warteraum oder Schutzraum geht."
Sammelleidenschaft Im Laufe jahrelanger Sammeltätigkeit hat der 1943 geborene Frantisek
Lesak etwa 1.300 Begriffe katalogisiert und mit Quellenangaben versehen.
Jedes Mal ist er begeistert, so sagt er, wenn er ein neues Fundstück
aufnimmt. Enttäuscht ist er dann jedoch, wenn er bemerkt, dass sich genau
dieses Fundstück schon in seiner umfangreichen Sammlung befindet. Die gesammelten Formulierungen eines Tages zu visualisieren, das wäre
ihre Rückführung in die Wirklichkeit. Zumindest in eine vermutete
Wirklichkeit. Am Ende ist man dann selbst überrascht, welche Ideen an
einem Tag stattfinden, in dem selben Kopf in der selben Stunde oder
Minute. Hausnachbau Texte in Räume zu verwandeln, das gelang Frantisek Lesak mit dem
mehrteiligen Werkzyklus "Texttreue". Auf der Basis des Romans "La
Jalousie" von Alain Robbe-Grillet rekonstruierte er dessen Hauptschauplatz
- eine Villa - in einer Serie von Zeichnungen. Die exakten Beschreibungen
Robbe-Grillets ermöglichten eine visuelle Umsetzung. Lesak sagt, er habe
das Buch verstanden wie ein Malbuch. Der Autor liefert durch seine präzise
Beschreibung eine Anleitung dazu, um dieses Haus zu rekonstruieren. Systematisch obsessive Untersuchungen ziehen sich durch die Arbeiten
von Frantisek Lesak. Besonders deutlich wird das in einem Raum, der dem
Thema Mimikry gewidmet ist, dem sich Lesak seit den frühen 70er Jahren
widmet. Eine seiner wesentlichsten Arbeiten wurde 1972 im Wiener Stadtpark
realisiert: Ein Baum als Baum getarnt, ein damals skandalisiertes Objekt.
Mithilfe von militärischen Tarnnetzen wurde der Baum eingehüllt.
Ziegelsteine und Licht In diesem Raum befindet sich auch das zweiteilige Werk "Versailles",
das nach strengen Ordnungsprinzipien gebaute Hecken-Labyrinthe darstellt.
Mit diesen Arbeiten war Lesak bereits 1973 zur Biennale de Jeunesse in
Paris eingeladen. Sein Spiel mit als-ob-architektonischen Formen setzt der
Künstler in der "Cartesianischen Ecke" fort, wo er Ziegelsteinformen in
verschiedensten Kombinationen anordnet.
Ziegelsteine sind auch die Ausgangsbasis seiner "Lichtskulpturen", mit
denen er versucht, Lichtspuren räumlich festzuhalten. Lesak: "Was mich an
dem Licht interessiert ist nicht die flüchtige Eigenschaft des Lichtes,
sondern die Vorstellung, dass man eigentlich das Licht materialisieren
kann, so quasi zu fassbaren, anfassbaren Objekten machen kann." Sichtbar
wird das in einer der Skulpturen, die die Geometrie gewordene Struktur
eines Fahrrades darstellt - samt Lichtkegel. Einen sehr emotionalen und subjektiven Zugang zur Architektur zeigt
Frantisek Lesak in seinen "Skizzen zur Architektur". Zum ersten Mal sind
diese tagebuchartig geführten Aufzeichnungen hier zu sehen. Die 450
Zeichenblätter entstanden aus spielerischen Einfällen, ohne jeglichen
Zwang zur Realisierung. Es sind sozusagen Gedankenblitze, im Moment des
Entstehens festgehalten und mit Tagesstempel versehen. Tipp Die vielfältigen Arbeiten von Frantisek Lesak: wie "Raumdeutsch", die "Vermessungen des Raumes mittels Licht", die Etüden Lesaks zur Nutzform "Haus", die Skizzen zur Architektur, sowie seine Lichtskulpturen sind bis zum 20. Mai im Wiener Künstlerhaus zu sehen. | ||||||||