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OÖN
Zitat |
„Meine
schärfste und kämpferischeste Zeit hatte ich in den vier
Jahren bei den OÖNachrichten.
“ | |
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"Ich bin der Angela Merkel
verfallen" |
Er zeichnet für "Stern" und für
"profil". Seine Cartoons (u.a. "Das Leben des Jesu") machen
international Schlagzeilen. Er zeichnete vier Jahre lang
wöchentlich auch für die OÖN. Der in Linz lebende Karikaturist
Gerhard "Hades" Haderer zu seiner aktuellen Ausstellung, über
seine Lieblingsfiguren und seine "schärfste"
Zeit.
OÖN: Erst nach fast zwanzig
Jahren gibt's ab morgen wieder eine große "Hades"-Ausstellung
in Linz (im Stadtmuseum Nordico). Warum die lange
Pause?
Haderer: Das ist einfach so:
Alle zwanzig Jahre tut der Haderer in Linz ein bissl seine
Nase ins Freie stecken. Sonst vergräbt er sich hinter seinem
Zeichentisch. Meine Ausstellungen dienen nur dazu, den Leuten
zu zeigen: Den gibt's ja wirklich und leibhaftig.
Die
meisten glauben ja, der ist ein Mythos, den gibt's ja gar
nicht, den Hades. Aber alle zwanzig Jahre bedankt er sich bei
den Linzern, dass sie ihm so brav Modell
stehen.
OÖN: Im Nordico haben Sie mit
Ausstellungsgestalter Erich Pröll für rund 220 Zeichnungen
auch spezielle Räume eingerichtet. Man hört sogar von einem
eigenen Jesus-Zimmer inklusive
Beichtstuhl?
Haderer: Es ist klar,
dass gegen den Rummel um dieses Jesus-Buch vieles verblasst.
Darum haben wir dem Jesus-Zyklus auch einen eigenen Raum
gewidmet, inklusive Beichtstuhl und angedeuteter
Eisengitter-Front und - nein das verrat ich nicht. Aber
soviel: Ich will da gar nichts
ausschließen.
OÖN: Befürchten Sie dazu
weitere Kritik?
Haderer: Nein. Denn
mittlerweile haben doch die meisten das Buch auch tatsächlich
angeschaut und erkannt, dass die absurde Aufregung durch
nichts gerechtfertigt ist. Erkannt, dass Haderer ein
kommentierender Maler ist und somit auch ein wohlwollender
Kritiker der Kirchen.
OÖN: Gibt es für
Sie in Ihrer aktuellen Ausstellung im Linzer Stadtmuseum
Nordico jetzt auch so etwas wie Ihr
Lieblingsbild?
Haderer: Ja. Und zwar
von meinemSchwarm, für den ich mein gesamtes Leben ändern
würde.
OÖN:
Nämlich?
Haderer: Der blaue Engel aus
Berlin! Ich bin Angela Merkel mit Haut und Haar verfallen!
Somit ist mein Lieblingsbild hier definitiv "Die blaue
Angela", mit einer Ausstrahlung, die zuletzt nur Marlene
Dietrich hatte. Über diese Frau würde ich sogar den Wolfgang
Schüssel vergessen, was mir äußerst schwer fällt. Aber - wie
gesagt - ich bin dieser Frau willenlos und hilflos
ausgeliefert.
OÖN: Worin liegt für Sie
das Faszinosum Merkel?
Haderer: Fast
ernsthaft geantwortet: Darin, dass es endlich jemand geschafft
hat, ohne dieses klotzige "Hier-bin-ich"-Macho-Gehabe in eine
Machtposition geschafft hat und trotzdem für mich von einer
menschlichen Begreifbarkeit geblieben
ist.
OÖN: Ihre Lieblingsfigur in
Oberösterreich?
Haderer: Nach wie vor
unser aller Landeshauptmann. Er hat mir ausrichten lassen,
dass er - seit meinem Comicbändchen "Moff" - nicht mehr
springt und bitzelt. Und wenn das - bitte sehr - keine Großtat
dieses Mini-Schundheftls ist...
OÖN:
Aber ist der Raub so eines wesentlichen Markenzeichens nicht
eigentlich tragisch?
Haderer: Ja, eh,
ich weiß, das hab ich mir zuzuschreiben. Aber: Der
Landeshauptmann ist für mich das Maß aller Dinge, doch in
seinem Umfeld tauchen jetzt auch ganz interessante Geschöpfe
auf, so wie der Anschober Rudolf. Ich bin sehr dankbar, dass
mir zumindest in Oberösterreich die Models nie ausgehen
werden.
OÖN: Haben Sie so etwas wie
ein persönliches Leitmotiv?
Haderer:
Nicht explizit, aber wichtig ist mir bei aller Schärfe, die
ich beim Ausformulieren brauche, das Vermeiden von Zynismus.
Ich will mich nie von den Menschen
abwenden.
OÖN: Was widert Sie
an?
Haderer: Bis ins Privateste: die
Kombination von Dummheit und
Machtgehabe.
OÖN: Gibt es während der
letzten zwanzig Jahre eine Arbeit, die Sie als Ihre
Spitzen-Leistung bezeichnen?
Haderer:
Ja. Da ist mir im Jahre 1995 in der Oberösterreichischesten
aller Zeitungen ein Witz entwichen: "Dick & Doof" in
Person der damaligen Bundes- und Vizekanzler (Vranitzky &
Schüssel). Diese Arbeit steht weit über allen
anderen.
OÖN: Was würden Sie als Ihre
"beste" Zeit bezeichnen?
Haderer: Die
vier Jahre OÖNachrichten. Die Zeichnungen, die ich da
abgeliefert habe, sind an Schärfe und Brisanz bisher
unerreicht. Das lässt sich durch die Arbeiten leicht
nachweisen. Damals hatte ich eine unglaublich starke
kämpferische Phase. Jetzt gestalte ich mehr "Bilder für die
Ewigkeit".
OÖN: Sie sind ein
exzessiver Sitz-Arbeiter. Gibt's dafür einen sportlichen
Ausgleich?
Haderer: Ich traf erst vor
kurzem die überlebensnotwendige Entscheidung: Tu sofort etwas,
das du noch nie gemacht hast! Bei mir: Bewegung. Jetzt gehe
ich mit meiner Gattin Margit laufend ins Fitness-Studio. Und
ich habe eine Kondition, damit pracke ich alle runter vom
Badminton-Platz. Und das ist jetzt aber so was von definitiv
eine Herausforderung an Sie, Frau
Judmayer!!
OÖN:
Angenommen.
Gerhard
Haderer
Kurzbiographie: 1951 in
Leonding geboren. HTL für Kunstgewerbe. Werbegrafiker, seit
1980 Karikaturist.
Aktuelle
Ausstellung: Nordico - Museum der Stadt Linz
(Dametzstraße 23). 12. Mai bis 20. August. Mo-Fr 9-18, Sa. und
So. 14.17 Uhr. Eintritt: 1 (Schüler), 4 (Erwachsene) und 7
Euro (Familie).
vom 10.05.2006 |
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