Rund um... | |
...so heißt die neue Ausstellung in der Wiener Galerie Grita Insam.
Es geht rund um künstlerische Beiträge zur Gestaltung urbaner
Plätze.
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Es klingt zunächst so, als würde da etwas
nicht richtig zusammenpassen. Konzepte für die Gestaltung von öffentlichen
Plätzen sollen als autonome Kunstwerke vorgestellt werden? Räume also, die
tagtäglich genutzt werden, wie der Gehweg oder der Parkplatz vor der
Haustüre könnten einen ähnlichen Status bekommen, wie zum Beispiel eine
Skulptur, die als ästhetisches Projekt von der Routine des Alltags
wegführen soll? Ja, es geht um Kunst, die benutzt werden kann. Spiel mit Erwartungen Einer der bekanntesten Künstler in diesem Feld ist der Amerikaner Vito
Acconci. Der ehemalige Aktionskünstler möchte mit seinen Arbeiten zeigen,
dass die Welt auch anders aussehen könnte - zumindest die gebaute. In
seinen Projekten für Tankstellen, Supermärkte oder Parkplätze klappt er
Dächer auf ungewöhnliche Weise auf, pflanzt Rasenflächen, wo man sie nicht
erwarten würde oder verleiht der Architektur eines Shoppingcenters
teilweise den Charakter einer Ruine. Damit möchte Acconci Aussagen über
die Gegenwart machen. Zugleich erinnern seine Arbeiten auch ein wenig an
die 68er-Parole "Die Fantasie an die Macht". Schifferl versenken Neben zahlreichen anderen Ideen werden zwei Konzepte Vito Acconcis nun
in der Galerie Grita Insam vorgestellt. Eines war für die Wiener
Donauinsel vorgesehen, wird aber mit ziemlicher Sicherheit nicht
verwirklicht. Hinter dem Schulschiff der Donauinsel wollte Acconci drei
"Schiffe" gleichsam kentern lassen, sodass ein Objekt die Bühne, eines die
Tribüne und eines das technische Equipment aufnehmen sollte. "Dieses
Projekt hat keine Chance", bedauert Grita Insam, "weil das Donauinselfest
immer anders gestaltet sein soll". Projekt Hermannpark Bei einem weiteren Projekt, das Grita Insam in ihrer Galerie zeigt,
stehen die Chancen auf Verwirklichung wesentlich besser. Dabei geht es
darum, das Schwemmland des Wienflusses an der Mündung in den Donaukanal zu
einem Park umzugestalten. Selbstverständlich würde Acconci auch hier in
für ihn typischer Weise Elemente der Gestaltung schräg in den Himmel ragen
lassen. Derzeit wird dort der Sammelkanal entlang des Wienflusses
errichtet. Das Areal muss also nach Abschluss dieser Arbeiten ohnehin neu
gestaltet werden. Weitere Projekte Neben diesen Vorschlägen Vito Acconcis zeigt Grita Insam Zeichnungen,
Modelle, Fotos und Videos von Sabine Hörtner, Martin Walde, Susanne
Lorenz, Peter Sandbichler, Goran Petercol und Maja Kirchner, sowie einigen
anderen Künstlern und Künstlerinnen. Erstaunlich viele Projekte setzten
sich mit dem Wiener Prater auseinander. Rutschpartie So auch ein Projekt von Gerold Tagwerker, bei dem übrigens die Chancen
der Verwirklichung nicht schlecht stehen. Im Wiener Magistrat werden
Überlegungen angestellt, den Platz rund ums Lusthaus im Wiener Prater auf
sanfte Weise zu modernisieren. Gerold Tagwerker hat vorgeschlagen, diesen
Platz möglichst so zu belassen, wie er ist, und nur mit zwei kreisrunden
Wasserbecken, die nachts beleutet sind, den Ort zu akzentuieren. "Die
Becken sind ganz niedrig, damit nichts passiert, wenn einmal ein Auto
hineinfährt", zerstreut Grita Insam gleich automobile
Sicherheitsbedenken.
Projekt und Umsetzung Spätestens hier stellt sich die Frage, woran es liegt, dass die
Verwirklichung solcher Konzepte relativ lange dauert, oder, warum
zahlreiche, fantastisch anmutende Ideen überhaupt in den Schreibtischladen
der Verwaltung verschwinden. Natürlich könnten fehlende
Finanzierungsmöglichkeiten das Haupthindernis sein. Allerdings stellt sich
auch heraus, dass die Präsentationen von Künstlern oft weit weniger
professionell aussehen, als jene von Architekten etwa. Über eine Zeichnung
hinaus sind nämlich auch präzise Maßangaben, Materialvorschläge und
Kostenrechungen notwendig, um ein Projekt realisierfähig zu machen. Die Hauptfrage ist für Grita Insam deshalb die nach der künstlerischen
Kompetenz der Verwaltung. "Wie kann ein Beamter, der zur Verwirklichung
herangezogen ist, diese Visionen teilen und sich vorstellen, was in
solchen Projekten an Möglichkeiten enthalten ist", fragt sich die
Galeristin. Aus diesem Grund wird ganz grundsätzlich die Kooperation zwischen
Künstlern und Architekten angestrebt. Und zweitens soll im Laufe der
Ausstellung auch ein Symposion zum Thema über die Bühne gehen. Tipp: "Rund um", Galerie Grita
Insam, noch bis 15. August. | ||||
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