VN Do, 28.11.2002

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Der Eroberer ruht auf seinen Texten

Ist "Gaul" ein Macho geworden? - Eine Ausstellung belegt und dementiert es

VON CHRISTA DIETRICH E-MAIL: christa.dietrich@vn.vol.at

Dornbirn (VN) Erst etwas erobern, dann ruhen und sich sammeln. Ulrich ("Gaul") Gabriel - Künstler, Pädagoge und in Sachen Kunstvermittlung auch ein Pionier - nennt nicht nur die Reihenfolge, im Gespräch mit den "VN" werden auch Assoziationen erörtert. "Man erobert einen Berg, eine Frau . . ." Ab heute soll es wohl das Publikum sein. Im ORF-Landesstudio in Dornbirn präsentiert er den ersten Akt des "Zanzenberg"-Projekts.

Das umfangreiche Vorhaben mit Aktionen und Produktionen wurde anlässlich des 100-Jahr-Jubiläums der Stadt Dornbirn im Vorjahr entwickelt. Der verschiedentlich geplante Aufstieg auf eine geschichtsträchtige Anhöhe in Dornbirn (man darf an die SS-Siedlung ebenso denken wie an Fabrikantenvillen und brave Bürgerhäuser) wurde mit einem Perspektivenwechsel, der klaren Sicht auf die Dinge, in Verbindung gebracht.

Gerümpel abwerfen

Auch heute - nachdem schon konkrete Produkte vorliegen - spricht Gabriel vom Abwerfen des "ganzen Gerümpels, das das Denken und die Phantasie behindert".

Als Texter ein Nachkomme der Dadaisten oder eines Ernst Jandl, stattet Ulrich Gabriel Aufstiegs- sowie Abwerfwillige mit reichlich Material aus. Material, das es den Lesenden unter anderem erlaubt, sich anhand skurriler Kombinationen mit Wortbedeutung zu beschäftigen. Das kann vor einem Buch geschehen, beim Anhören einer CD oder auch im Bett, für das "Gaul" bedruckte Kissen und vor allem Leintücher liefert. Sie verweisen wiederum auf Geburt und Tod. Auf den Boden für die Liebe und für den Schlaf. Auf die Poesie, denn Bücher werden in Leinen gebunden. Auch auf Notverband und Friedensfahne. Womit wir bei der Eroberung wären, die Ulrich Gabriel gern von allen Seiten beleuchtet haben will. Man muss sich mit dem Krieg, mit Methoden des Krieges beschäftigen, meint er, "wenn alle nur vom Frieden reden, tritt er nie ein". Der Pazifist hat sich als "Eroberer des Zanzenberges" damit nicht gewandelt. Und das mit dem Erobern von Frauen, also dem Macho? Auch eine Betrachtungsweise?

Nicht schwer nachzuvollziehen, aber belassen wir Einiges im Privaten. Ein "gewisses Geheimnis muss bleiben", meint er in Bezug auf das Projekt an sich.

Österreicher kehren in ihre Höhlen zurück

Wie der einst doch sehr aktive "Grüne" mit dem Wahlausgang umgeht, würde doch noch interessieren. "Ich bin nicht sehr überrascht. Wenn Mut und ein bisschen Risiko nötig wären, zieht sich der Österreicher eben wieder in seine Höhle zurück. Es ist aber auch eine Chance. Die ÖVP braucht die Künstler allein schon um zu beweisen, dass sie nicht den verkorksten Weg geht, den sie von den Blauen offeriert bekommt."

Die ÖVP braucht die Künstler um zu beweisen, dass sie nicht den verkorksten Weg geht, den sie von den Blauen offeriert bekommt.

ULRICH GABRIEL

Ulrich Gabriel ("Gaul") mit seiner "Zanzenberg"-Bettwäsche.

(Foto: Miro)




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