Klaus Engelhorn 22. Eine großartige Synthese von
Industrial Design und Innenarchitektur bilden die Entwürfe Jean Prouvés
(1901 bis 1984). Funktionalität war für den ursprünglich am Jugendstil
geschulten französischen Konstrukteur oberstes Gebot. Durch sein
Bekenntnis zu sichtbaren Metallkonstruktionen wurde Prouvé zum wichtigsten
Vorläufer des High-Tech: Beleg für diesen Anspruch in der speziell auf die
vierziger und fünfziger Jahre ausgerichteten Ausstellung ist ein "Workshop
Table" aus dem Aeronautikbereich: mit seinen spacigen Stahlmodulen
reflektiert das Gerüst ganz die Zeichensprache und Ästhetik der
Flugzeugindustrie.
Prouvés analytisches Verhältnis zur Konstruktion spricht
auch aus seinen Fauteuils, Schreibtischen und Bettentwürfen, bei denen
gefaltete Eisenblechteile nicht nur tragende Funktion übernehmen, sondern
auch wesentlich die Anmutung mitbestimmen. Besonderes Gustostückerl dieser
anregenden Schau ist ein in den "Ateliers Prouvé" angefertigtes
Bücherregal von Charlotte Perriand, langjährige Le
Corbusier-Mitarbeiterin, dessen geometrischem Erscheinungsbild eine
Farbstudie Sonia Delaunays zugrunde liegt (I., Stubenring 22; bis 7.
Juni).
Galerie nächst St. Stephan. Ein ganz besonderes Flair strahlt aus
den Photographien des 1962 geborenen Deutschen Jörg Sasse. Nicht
nur eignet ihnen eine außergewöhnliche gleichermaßen gedämpfte wie
kräftige Farbigkeit. Sie scheinen zudem auch über der Wand zu schweben.
Dabei spielt es keine Rolle, ob er eine Hotelburg, ein Detail eines
Wagons, einen roten VW Käfer oder eine Pension auf einer Anhöhe vor grauem
Himmel ablichtet, relevant ist für Sasse einzig die Erzeugung "einer
Entsprechung von Wirklichkeit im Bild". Geschwindigkeit und Stillstand,
Bewegung und Ruhe treffen perfekt austariert aufeinander. Das - aber auch
nicht mehr - ist Sasses photographischer Beitrag zur abbildenden Rolle der
Wirklichkeit.
Bezeichnend, daß er diesen Arbeiten als Titel Nummern
ohne Verweischarakter gibt: "6997", "2844" und so fort. Mithin schließen
diese bemerkenswerten Arbeiten an den alten neuen Diskurs über das
Verhältnis von Malerei und Photographie an, bei dem das Bild zur
eigenständigen Realität wird. Der Computer wird zum Pinsel, die Pixel zur
Farbe, und das kristallklare Acrylglas, das den randlosen Print schützt,
zusätzlich zum optischen Korrektiv (I., Grünangergasse 1; bis 22. Juni).
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