Quer durch Galerien
Zu viel Atomstrom genascht?
Von Claudia Aigner
Dass vor dem Fenster nur eine gemalte Sonne aus der Werbung
scheint, das kann der Verstand zur Not verkraften. Sogar beim Lesen der
Werbebotschaft, die beim "Tageslicht" dabei steht, kann das Hirn noch ein
Pokerface machen: "Jetzt neu!" Womit gemeint sein dürfte: Der neue Tag,
also das Produkt mit Namen "heute" ist soeben eingetroffen (und wird wohl
auch heute wieder ohne Zustellgebühr nach Hause geliefert). Das
Maleratelier von Lois Renner ist folglich im Wesentlichen so wie alle
andern auch. Und der Feuerlöscher sieht sowieso tipptopp aus. Auf dem
Boden freilich, da liegt eine Neonröhre, so groß wie ein Krokodil. Der
größte Beleuchtungskörper, der je von der öffentlichen Stromversorgung
"gesäugt" wurde. Der Godzilla unter den Lampen. Zu viel Atomstrom
genascht? Da ist es jetzt trotzdem kein Widerspruch, dass Renner (bis
2. März bei Kerstin Engholm, Schleifmühlgasse 3) eine Art "Zwergenwahn"
(Bescheidenheit, was die Größe der Dinge betrifft) bzw. ein
"Schrumpf-Syndrom" hat. Renner (Synonym: "der große Bastler") baut nämlich
gern sein Atelier mit ausgewählten Inhaltsstoffen (Drehsessel,
Feuerlöscher, Bilder) in klein nach und fotografiert es. Aber nicht ohne
vorher ein originalgroßes Ding aus der lebensgroßen Welt einzuschleppen
und andere Irritationen vorzunehmen. Als Puppenhaus-Innenarchitekt ist er
einfach begnadet. Neuerdings fotografiert er gleich sein ganzes, das
echte Atelier. In Anlehnung an das Prinzip vom Wald und den Bäumen: Da
sieht man ja die Unordnung vor lauter Zeugs nicht mehr. Und seine
Atelierpuppenhäuschen, in die er seine ganze heimwerkerische Inbrunst
hineingelegt hat, sucht man wie den sprichwörtlichen Zahnstocher im
Parkettboden (oder so ähnlich). Von außen sieht das Modell ja wie eine
wild zusammengebretterte Bretterbude aus und ist in dem Chaos
dementsprechend gut getarnt. Ein lustvolles Spiel mit den Maßstäben und
dem mythischen Ort "Künstleratelier". Malen ist eine
Handgreiflichkeit. Beim Franz Ringel (bis 1. März in der Galerie Steinek,
Himmelpfortgasse 22) zum Beispiel. Weil ich aber immer noch dem früheren
Ringel nachtrauere (als er uns noch so richtige "Körperschweine"
vorgesetzt hat), bin ich vielleicht nicht sehr gerecht, wenn es um seine
immergleichen Fratzen mit schlaffen Hängenasen auf geknechtetem Papier
geht. Seine Bilder mögen ja durch zielsicher gesetzte Farbpatzen formalen
Halt finden bis hin zu fast so etwas wie Harmonie, und seine Energie, wenn
er quasi alle Farben auf einmal aus der Tube drückt, ist auch
unbestritten. Trotzdem: Der Ringel von früher war mir lieber. Fenster,
die eine "Aussicht" von einem Zentimeter gewähren (nämlich bis zur Wand).
Hans Thomann (bis 9. Februar in der Galerie Ariadne, Bäckerstraße 6)
bemalt 1-cm-dicke Plexiglasscheiben auf beiden Seiten mit Mustern und
gegenständlichen Motiven und schnitzt auch tiefe Kerben hinein. Und kostet
dabei den Reiz des Schauens voll aus. Raffiniert hantiert Thomann mit
Transparenzen und brutalen Eingriffen von erstaunlicher Sinnlichkeit.
Erschienen am: 01.02.2002 |
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