Es regnet Beach Boys!!
Von Claudia Aigner
Drei Männer fallen unvermutet vom Himmel, mitten in die Wüste
von New Mexico hinein (genau in die Dünenlandschaft "White Sands"). Was
werden die jetzt wohl auf der Erde anfangen? Kurioserweise spielen sie
einfach nur mit ihren Extremitäten im Sand. Maria Friberg (bis 17. Februar
im Mezzanin, Mariahilfer Straße 74 a) hat sie dabei fotografiert. Und weil
nirgends Fußspuren zu sehen sind, die zu den Standorten der Männer
hinführen würden, geschweige denn Fallschirme, müssen sie wohl oder übel
tatsächlich heruntergeregnet sein, oder Scotty hat sie heruntergebeamt.
(Oder jemand hat die irdischen Fußspuren auf den Fotos wegretuschiert.)
Titel der Fotoserie: "Trinity". Dann handelt es sich bei den
Ausländern wohl um die Heilige Dreifaltigkeit, die den Wüstensand
heimsucht (in Gestalt der "aktualisierten Beach Boys": ohne Hawaii-Hemd,
dafür aber mit "Nike"-Socken). Andererseits haben Männer schon 1945 ganz
in der Nähe "im Sand gespielt", nämlich in der Wüste die erste Atombombe
gezündet (unter dem Decknamen "Trinity"!). Spätestens jetzt haben die
seltsamen Sandspielereien der aus dem Himmel geplumpsten Männer ihre
Unschuld verloren. So gesehen: eine Verharmlosung des Phänomens "Mann".
In Maria Fribergs perfekt inszenierten, vielfach surrealen Fotos
benehmen sich die Männer meist ziemlich pathologisch, sind kontaktgestört,
isoliert oder leiden dann und wann unter so etwas wie Realitätsverlust.
Und Friberg versteht es immer wieder, aus einer ungewöhnlichen Perspektive
einen Blick auf das Y-Chromosom zu werfen. Brillant in seiner
geheimnisvollen Poesie: Das Foto, das einen Mann (angeblich einen Broker)
zeigt, den seine Bettwäsche fast restlos verschluckt hat und dessen Kopf
in der "Überdosis Bettwäsche" (zu viel Tuchent für einen allein) so
verloren wirkt, dass man sich über den Verbleib des restlichen Körpers
schon Sorgen macht. Jetzt macht auch der Titel der Schau Sinn: "Are you
there? Where?" (Bist du dort? Wo?) Zölibatärer kann man nicht im Bett
liegen. Gelungen tragikomisch: ein zweideutig "autoerotisches" Video,
das einen peinlich berührt, weil man nicht weiß, was der seriöse
Geschäftsmann, der zwischen den Vordersitzen eines Autos herumrutscht, mit
seiner Hand denn nun wirklich tut, während der Schaltknüppel des Autos als
eine Art Referenzwert unübersehbar im Bild aufragt. Ironischerweise ist
das Auto de facto "impotent" (nachdem man ihm bei einer Totaloperation
nicht nur die Potenz unter der Motorhaube, sondern gleich die ganze
Vorderseite amputiert hat). Aber das sieht der Zuschauer ja nicht (dass
also das Statussymbol seiner Fahrtüchtigkeit beraubt ist, was ja
eigentlich im Moment auch für den Fahrer gilt).
Erschienen am: 26.01.2001 |
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