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22.05.2001

Zum Thema: Berlin Biennale

In Berlin scheint man Sinn und Zweck kultureller Mega-Events vor allem an der Zahl der Touristen und dem Kaufkraftzuwachs zu bewerten – ob Love Parade oder Berlin Biennale.

Von der ersten Biennale – 1998 noch parallel zur Kunstmesse art forum – bleibt vor allem das chaotische Brodeln der Spaßgesellschaft zur Eröffnung in Erinnerung und die Rutsche von Carsten Höller in den Kunst-Werken.

Diesmal verspricht Kuratorin Saskia Bos mit ihrem Motto „Empathie“ einen anderen Ansatz. Wenn der Thailänder Surasi Kusolwong während der Ausstellung Massagen anbietet, mag das tatsächlich mit „Einfühlungsvermögen“ zu tun haben.



Alles im Eimer: Videostill „Rain“ von Biennale-Star Fiona Tan, 2001

Ob aber die Thai-Massage als kulturelle Praxis oder als künstlerische Dienstleistung schon jene „kleinen realisierbaren Utopien“ bewirken kann, die Bos mit ihrer Biennale bezweckt, scheint fraglich.

In der Passage zwischen künstlerischer Beliebigkeit und theoretischem Dogmatismus hat Bos den Weg der permanenten Selbstrelativierung gewählt. Einerseits soll ihre Schau die Selbstreflexivität und institutionelle Kritik am Kunstsystem anschaulich machen (mit Künstlern wie Dan Petermann oder Liam Gillick), andererseits soll gerade die jüngste Künstlergeneration mit Humor und „in einer Art lockerer Unterhaltsamkeit“ Distanz zum Kunstbetrieb beweisen.

Einerseits hat Bos im Publikum sozusagen „den Menschen an sich“ ausgemacht, der in „Eins-zu-eins-Beziehungen“ anzusprechen sei, andererseits zeigt sie auch Künstler wie die dänische Gruppe Superflex, die die Medien benutzen, um politisch zu agieren. Bei 50 Künstlern aus 31 Ländern ist nun für alle und jeden etwas dabei.

Die Kunst dieser Biennale scheint vor allem darin zu liegen, das von Bos so verteufelte „anything goes“ ihrer Auswahl möglichst geschickt als Konzept auszugeben. Mehr als ein Wort braucht es dazu offenbar nicht.

Entweder „ihre“ Künstler sind für Empathie oder dagegen: So ist letztlich jeder dabei und eigentlich alles egal. So werden über den Erfolg der Biennale wahrscheinlich doch wieder nur die Zahlen entscheiden: Wie viele Besucher, wie viele Zeitungsspalten und Sendeminuten? Und vielleicht ist Bos damit sogar geholfen, denn die kleinen Erfolge (oder Missverständnisse) beim „Du zu Du“ zwischen Kunst und Mensch lassen sich ohnehin nur schwer nachweisen.
Ronald Berg


  • Ausstellungszeitraum: 20·4 bis 20·6
  • Ausstellungsorte:
    • Kunst-Werke, Augusstr. 69
    • ehemaliges Postfuhramt, Tucholskystraße Ecke Oranienburger Straße
    • S-Bahnbögen an der Jannowitz Brücke
    • Treptowers des Sponsors Allianz an der Spree.
  • Öffnungszeiten: Di - Do 12 - 20 Uhr, Fr u. Sa 12 - 22 Uhr, So 12 - 18 Uhr
  • Interview
  • Artikel zum Ausstellungsort Kunst-Werke

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