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"Entropa": Tschechischer Künstler gibt Geld zurück

23.01.2009 | 17:31 |  (DiePresse.com)

Steh-Klo Bulgarien, Salami Slowakei: David Cernys umstrittenes Kunstwerk macht sich über Vorurteile über EU-Länder lustig. Der Künstler hat seine Gage für das Werk nun zurückgegeben.

Der Schöpfer des umstrittenen tschechischen Kunstwerks anlässlich der EU-Ratspräsidentschaft wird die staatliche Unterstützung für "Entropa" zurückzahlen. Die Regierung in Prag habe einen entsprechenden Vertrag mit David Cerny geschlossen, sagte die Sprecherin von Vizepremier Alexandr Vondra, Michaela Jelinkova, am Freitag der Nachrichtenagentur CTK.

Tschechien hatte für das Projekt 1,9 Millionen Kronen (67.601 Euro) gegeben. Außerdem war ursprünglich vereinbart, dass Prag 1,2 Millionen Kronen Leasinggebühren für die sechs Monate des tschechischen EU-Ratsvorsitzes leistet. Unter dem neuen Vertrag zahlt der tschechische Staat nun eine symbolische Ein-Kronen-Gebühr.

Proteste in Bulgarien

Das rund zehnmal zehn Meter große Werk namens "Entropa" hängt seit vergangener Woche im Foyer des Brüsseler EU-Ratsgebäudes und nimmt Vorurteile über die 27 Mitgliedstaaten aufs Korn. Doch nicht alle fanden das Werk lustig. Bulgarien hatte gegen die Darstellung seines Landes als "Steh-Klo" protestiert. Der Slowakei missfiel die Präsentation als Salami, die in eine ungarische Fahne eingewickelt ist. Der Beitrag zu Deutschland ist eine Landkarte, durchzogen von Autobahnen, die einem Hakenkreuz ähneln. Österreich ist als grüne Wiese mit vier AKW-Kühltürmen dargestellt.

Der für Europa-Fragen zuständige Vizepremier Vondra hatte sich in Brüssel bei jenen Ländern entschuldigt, die sich durch das Kunstwerk angegriffen fühlten, insbesondere bei Bulgarien. Vondra hatte erklärt, es handle sich nur um ein Kunstwerk - "nichts mehr und nichts weniger". Und "Kunst heißt Freiheit".

Cerny: Akt der Kulanz

Cerny sagte, er habe den ursprünglichen Vertrag mit der tschechischen Regierung erfüllt. Seine Entscheidung, das Geld zurückzugeben, sei ein reiner Akt der Kulanz.

 


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