Salzburger Nachrichten am 8. September 2006 - Bereich: Kultur
Künstler über Farbe

Das Bild gehört der Wand

an, von der es sich als vorübergehender Haltepunkt abhebt, flüchtig wie das Vor- und Zurücktreten des entziffernden Blickes. Man könnte seine Oberfläche beinahe als Leere ansehen, in der Licht und Schatten malerisch entstehen, zu Wirklichem umkehrbar. Sehen ist hier eine sinnliche Erfahrung an der Schwelle der Sichtbarkeit und ohne jegliche greifbare Zeichen. Das schließt die Farbigkeit nicht aus, sondern streift ihren Anfang.

SUSANNA FRITSCHER

Das vollkommene

Spektrum des Lichts ist ebenso unsichtbar wie dessen vollkommene Abwesenheit. Es ist der Mangel, der uns erst sehen lässt, der Mangel an Ganzheit. Unser Bildeindruck haftet ausschließlich in diesen fehlenden Stellen. Es sind die Stellen, in denen ein Teil des Lichts fehlt. Es sind die Stellen, in denen wir Farbe sehen. Es ist immer dieses Fehlen, das unseren Blick bannt. Und dieses Fehlen ist die Ursache jeder Verwandlung.

HANNS KUNITZBERGER