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Kritik an Diagonale: Grazer Institutionen solidarisch mit Filmszene

Mehrere Grazer Kulturinstitutionen unterstützen den Boykott-Aufruf zahlreicher österreichischer Filmschaffender.

Graz (APA) - Unterzeichnet wurde die Erklärung bisher unter anderem vom Forum Stadtpark, dem Grazer Kunstverein, der IG Kultur Steiermark, dem Kulturzentrum bei den Minoriten, dem Kunstverein W.A.S., association for contemporary art, dem Theater im Bahnhof und der Zentralvereinigung Österreichischer Architekten - Sektion Steiermark, hieß es in einer Aussendung am Dienstag. Bereits gestern, Montag, erklärte die Interessensgemeinschaft österreichischer Dokumentarfilmer "dok.at" auf der Diagonale 2004 keine Veranstaltungen zu organisieren.

Seit der Präsentation der Diagonale samt neuem Team vor zwei Wochen häufen sich in der Filmszene die negativen Äußerungen um das neue Konzept unter Miroljub Vuckovic. Nun erklärten einige Grazer Kulturinstitutionen, dass sie sich mit jenen österreichischen Filmschaffenden solidarisieren, die zum Boykott der Diagonale 04 aufrufen.

"Kunst darf nicht als politisches Instrument vereinnahmt werden. Die Diagonale Dollhofer/Wulff hat bewiesen, wie der Spagat zwischen jungem und experimentellem Film und den so genannten Mainstreamproduktionen herzustellen ist", meinte Eva Maria Stadler vom Grazer Kunstverein. "Diese 'Neuorientierung' der Diagonale resultiert aus einer Kulturpolitik, die gewachsene Strukturen zerstört und die wir nicht unterstützen können. Unsere Kritik gilt dabei keinesfalls der Präsenz südosteuropäischer (Film-)Kunst, die wir immer unterstützt und teils massiv gezeigt haben, allerdings erscheint der nun präsentierte Vorschlag eines Festivals für sowohl österreichisches als auch südosteuropäisches Filmschaffen insgesamt äußerst verunglückt", äußerte sich Herwig Höller vom Forum Stadtpark.

Als "politischen Willkürakt" bezeichnete Michael Petrowitsch von der IG-Kultur Steiermark die Ablöse der bisherigen Diagonale-Kuratoren. "Unverständlich, dass über Jahre gewachsene Substanz, die einen entscheidenden Bonus im Grazer Kulturleben ausmacht, mit einem Mal zunichte gemacht wird", so Petrowitsch.

Gegen "politische Willkür" bei der Installierung einer neuen Festivalleitung wendet sich auch der Vorstand von "dok.at" in einer Aussendung. Man habe kein Vertrauen in das neue Diagonale-Team, werde anders als in den beiden vorangegangenen Jahren keine Veranstaltungen auf der Diagonale organisieren und die internationalen Dokumentarfilmorganisationen über die Hintergründe des Konflikts informieren, hieß es.
2003-09-30 13:28:48