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Kunstberichte
Claudia Schmied präsentiert Masterplan für Museums-Investitionen

Dosierte Baufreuden

Kommen wieder ans Licht: Die derzeit verhüllten Schätze der Kunstkammer. Foto: khm

Kommen wieder ans Licht: Die derzeit verhüllten Schätze der Kunstkammer. Foto: khm

Von Christoph Irrgeher

Aufzählung Grünes Licht für Kunstkammer und 20er Haus.
Aufzählung Kein neuer ÖNB-Tiefspeicher, auch Mumok muss warten.

Wien. "Morgen ist alles gut": Was auf einem Kunstwerk im Stiegenhaus des Ministeriums steht, könnten nun auch zwei Museumsdirektorinnen denken. Mit einiger Verspätung hat Kulturministerin Claudia Schmied ihren Masterplan für Investitionen in die Bundesmuseen vorgelegt – und der sorgt für Freude bei Belvedere-Chefin Agnes Husslein und Sabine Haag, der Leiterin des Kunsthistorischen Museums (KHM).

So ist nun die Wiedereröffnung der seit 2002 geschlossenen Kunstkammer fix. Von Ende 2010 bis spätestens 2013 soll die KHM-Sammlung saniert werden (Gesamtkosten: 18 Millionen Euro; 3,5 kommen von Sponsoren). Finanziell unter Dach und Fach ist auch die Sanierung des 20er Hauses, in dem das Belvedere ab Herbst 2011 moderne Kunst zeigen will. Engagierte sich das Kulturministerium bisher nur für die erste Bauphase, unterstützt es nun auch die finale zweite. Wie hoch diese Zuwendung ausfällt, steht wegen laufender Sponsor-Gespräche noch nicht fest.

Jedenfalls wird das Projekt deutlich teurer als geplant: Wurden die Gesamtkosten beim Spatenstich auf 18 Millionen Euro geschätzt, sind sie auf 31,3 geklettert. Im Belvedere wird dies unter anderem mit Planänderungen begründet: So wurde erst spät zugunsten der Bauvariante samt Sechs-Meter-Turm entschieden, auch der Einzug der Artothek des Bundes stand nicht von Beginn an fest.

"Nicht zu bewältigen"

Gemäß Schmieds Masterplan wird auch die Nationalbibliothek (ÖNB) einen Bau bekommen – obwohl es nicht der ist, für den Direktorin Johanna Rachinger primär kämpft. Bis 2013 erhält das Haus (für 2,2 Ministeriums-Millionen) ein Literaturmuseum im Hofkammerarchiv. Jedoch: Was die sammlungspflichtige ÖNB wegen wachsender Raumnot seit Jahren fordert, ist ein neuer Tiefspeicher; ab 2011 wird man Depotflächen mieten müssen.

In Schmieds Masterplan scheint der Speicher weiterhin nur als "Projekt in Planung" auf. Grund: Die geschätzten Kosten von 56 Millionen Euro seien über das Kulturbudget nicht zu bewältigen. Eine Kooperation mit dem Finanzministerium wäre möglich – kam bisher aber nicht zustande.

Ebenfalls in Planung: Die seit Sommer 2009 angedachte Fusion von Volkskunde- und Völkerkundemuseum zu einer modernen ethnologischen Institution auf dem Heldenplatz. Dem steht Schmied ebenso "positiv gegenüber" wie einem dritten Wunschprojekt: der Expansion des Mumok. Schmieds weiterhin favorisierte Lösung: Das beengte Bundesmuseum könnte sich auf das Terrain der Kunsthalle Wien ausdehnen, jene wiederum im Künstlerhaus Platz finden, das sich durch einen Ausbau erweitern ließe. Vom Künstlerhaus-Verein wird dies begrüßt, Kunsthalle-Chef Gerald Matt jedoch – dessen Haus nicht dem Bund, sondern der Stadt untersteht – ist vehement dagegen. Schmied macht sich in der Causa wenig Hoffnung, gibt jedoch eine Studie in Auftrag und sucht das Gespräch mit den zuständigen Stadtpolitikern.

Die sind derzeit übrigens auch in eigener Museumssache aktiv: Bis Mai soll ein neuer Standort für das Wien Museum gefunden sein. Beschlossen ist noch nichts, das Museum stehe mit dem Rathaus aber in "permanentem Gedankenaustausch".

Printausgabe vom Freitag, 12. März 2010
Online seit: Donnerstag, 11. März 2010 18:35:00

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