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derStandard.at | Newsroom | Kultur | Bildende Kunst 
15. April 2009
20:01 MESZ

Habres + Partner, vis à vis. Hollandstraße 10, 1020 Wien, bis 30. 4.  

 

 

Ein blinder Vogel, der sein Dasein am Boden seines Käfigs fristete. Nur zum Füttern gewann er eine zweifelhafte Freiheit - "beschützt" von der Hand seines Halters: "Ohne Titel (Tuki)", 2007.

 


Vom Verschwinden und Erinnern
Assaf Evrons verknüpft in der Wiener Galerie Habres + Partner assoziativ Aspekte des Verschwindens unter dem Titel "Bräunerhof"

Es ist das stilisierte Porträt des jungen Faisal II., der 1939 König des Irak wurde, mit dem Assaf Evron einen Teil seiner Familiengeschichte erzählt. Im ovalen Passepartout, das an ein familiäres Erinnerungsstück denken lässt, wird sein Bild, eine Marke im Pass der Großeltern, zum Stellvertreter ihrer Flucht nach Israel.

Assaf Evron, 1977 in Tel Aviv geboren, verknüpft sehr assoziativ die Biografie von sich, seiner Familie und Israel mit Schicksalen anderer Künstler und Philosophen. Er heftet an sie Aspekte des Verschwindens, des Nicht-sichtbar-Seins, von Flucht und Tod: Es sind Figuren und Biografien, die er mit Blick auf Thomas Bernhard unter dem Titel "Bräunerhof" für Wien zusammenstellte. Die tragisch endenden antiken Figuren Sokrates und Seneca etwa, deren Büsten das Pergamon-Museum wohl aus alphabetischen Gründen Rücken an Rücken für die Ewigkeit verband und die Evron in einem grauen Bildhintergrund fast zum Verschwinden bringt.

Das Unsichtbare ist das zentrale Motiv bei Evron: "Front Picture of the artist was made several years ago and is not intended to represent a recent likeness" lautet die Fußnote zu einem Plattencover Johnny Cashs. Diese nutzt Evron neuerlich als Stellvertreter eines tatsächlich abgebildeten Konterfeis und macht es zum Ausgangspunkt seiner theoretischen Reflexionen, etwa zur Beziehung von Fotografie und Realität, der Relation von Abbild, vergehender Zeit und Wiedererkennung. Nachts flimmern die Umrisslinien zweier Füße über den Galerieboden. Es sind die Füße eines zum Tod am Galgen Verurteilten, bevor sie der Boden verschluckt. Flüchtige Spuren einer Biografie. (kafe / DER STANDARD, Print-Ausgabe, 16.4.2009)

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