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Home > Kultur Montag, 12. November 2007 - 08:47

Der New Yorker Star-Künstler James Rizzi in der Galerie im Linzer Antiquitätengeschäft Buchinger Foto: Volker Weihbold
James Rizzi
„Digital bin ich ein Trottel“
Der New Yorker James Rizzi (57) ist einer der bekanntesten Künstler weltweit. Seine bunten Szenarien aus New York zieren Karten ebenso wie Flugzeuge, Autos, Schirme. Bis 30. November zeigt die Galerie im Linzer Antiquitätengeschäft Buchinger (Bethlehemstraße 5) eine Fülle seiner Werke. Die OÖN trafen ihn zum Interview.

OÖN: Ihr Stadtgefühl und Ihre künstlerische Arbeit sind untrennbar mit New York verbunden. Was halten Sie von Linz?

Rizzi: Ich bin zwar erst angekommen und hab nur die Umgebung hier gesehen, aber eines kann ich schon sagen: scheint eine schöne Stadt zu sein. Wobei ich überhaupt die österreichischen Städte mit ihrer Verbindung zur Geschichte sehr mag.

OÖN: Könnte Linz Sie zu einem Bild inspirieren?

Rizzi: Mich inspirieren generell mehr die Menschen als die Städte. Und ich sehe dabei, dass die Menschen sehr viel mehr gemeinsam haben, als sie selbst oft für möglich halten. Und das versuche ich auch mit meinen Arbeiten zu transportieren. Auch die Gefühle von Menschen. Ich mache ja nicht nur Bilder über New York, das mich zugegeben sehr inspiriert, weil ich es liebe und stolz darauf bin. Aber mein Themenkreis sind darüber hinaus die generellen Aspekte des Lebens und des Zusammenlebens.

OÖN: Würden Sie von sich sagen, dass Sie ein glücklicher Mensch sind?

Rizzi: Durchaus. Ich hatte und habe viel Glück – mit meiner wundervollen Familie, auch damit, dass ich gut von dem leben kann, das meine Leidenschaft ist, nämlich die Kunst. Die Menschen lieben meine Bilder, sie verstehen meine Bilder, sie kaufen meine Bilder. Also: Ich bin tatsächlich ein sehr glücklicher Mensch!

OÖN: Ihr wesentliches Markenzeichen sind Ihre dreidimensionalen Arbeiten. Wie viele Leute arbeiten im Durchschnitt daran?

Rizzi: Das hängt natürlich von der Größe und von den Auflagen ab. Es wird ja jedes Motiv mit der Hand ausgeschnitten.

OÖN: Nichts mit Computer und Laserschnitt?

Rizzi: Nein, für Computer bin ich zu alt. Außerdem liebe ich gerade das Handwerkliche. Aber kürzlich waren wir zwölf Leute, in Vollzeitarbeit. Das war das Höchste. Ich habe sie alle ziemlich beschäftigt, kann man sagen! Es ist sehr zeitintensiv. Wir sitzen da und alle arbeiten mit kleinen Scheren.

OÖN: Surfen Sie im Internet?

Rizzi: Nein, ich bin dabei wirklich ein völliger Trottel, was das Digitale betrifft. Für diese Arbeit mit dem Knöpfchendrücken bin ich absolut unfähig!

OÖN: Wie geht es Ihnen eigentlich mit Ihren Augen? Die Bilder setzen sich oft ja aus vielen, vielen kleinen Fitzelteilchen zusammen.

Rizzi: Nun, noch ist es okay, ich merke es derzeit mehr an der Halswirbelsäule und der Nackenmuskulatur, dass ich nicht mehr so lang an einem Bild arbeiten kann. Da leg’ ich dann Pausen ein und mache Übungen. Aber kein Zweifel, auch bei den Augen ist klar, dass sich da jetzt was ändert. Darum versuche ich auch, mich als Künstler gerade neu zu erfinden: Ich male jetzt mehr, mache nicht mehr so viele Prints, male auch größer, zeichne auch, es wird expressiver! Freunde haben mir geraten, meine Augen lasern zu lassen. Aber ich sag’s Ihnen ehrlich: Davor habe ich viel zu viel Angst! Das lass’ ich mir erst machen, wenn ich wirklich am Blindwerden bin.

OÖN: Sind Sie ein spiritueller Mensch?

Rizzi: Auf jeden Fall. Ich bin zwar keine besonders religiöse Person, aber beschäftige mich viel mit Katharsis, habe meine persönliche Leitlinie zwischen Gut und Böse. Ethik und Ehrlichkeit sind mir dabei das Wichtigste. Erst gestern habe ich mit meiner Mutter telefoniert, dabei hat sie mir gesagt, ich soll ein „good boy“ sein. Ich habe geantwortet, dass ich nie etwas tun würde, das sie verletzt. Sie soll immer stolz auf mich sein.

OÖN: Wie gestalten Sie Ihr Leben?

Rizzi: Ich versuche, in der Gegenwart zu leben, nicht zu viel an Vergangenes zu denken und nicht zu viel vorauszuplanen. Die Vergangenheit kann ich nicht ändern und die Zukunft ist mir heutzutage zu unsicher. Das ist eine sehr einfache Philosophie, aber sie funktioniert.



OÖnachrichten vom 12.11.2007
 
   



 

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