Leopold Museum: Karl Anton Fleck
"Mein Herz pumpt Farbe"
Von Brigitte Borchhardt-Birbaumer Kuratorin Romana Schule hat
eine große Retrospektive mit etwa 220 Werken des Allroundkünstlers Karl
Anton Fleck (1928 bis 1983) unter dem Titel "Anthropologische Maschine"
für die Ausstellungsräume im zweiten Untergeschoss des Leopold Museums bis
30. Mai organisiert.
Dies ist, da erstmals nach seinem Tod, eine sehr
verdienstvolle und respektable Leistung, handelt es sich doch um einen der
eindrucksvollsten Zeichner des Landes in der zweiten Hälfte des 20.
Jahrhunderts. Claus Pack hatte ihn ehemals als "Cobra-Surrealisten"
bezeichnet und die Reste einer automatischen Handschrift in seiner Arbeit
sind bis heute nachvollziehbar. Nach expressiven und abstrakten Anfängen
kristallisiert sich schon Anfang 60 die krakelig, eigenwillige Handschrift
mit hartem Stift in typischem Stil heraus: Das sind Linien wie Nähte, mit
Bruchstellen und Leerläufen und trotz dem Höchstgrad an Sensibilität auch
von einer extremen Gewalt. Möglich war die Schau nur durch die privaten
Leihgeber, darunter die vielen Blätter und Bilder der Galerie Chobot, die
das Werk Flecks auch verwaltet, des Salzburger Museums, für das Otto
Breicha ehedem viele interessante Blätter ankaufte; neben einer Reihe von
Arbeiten des Leopold Museums selbst, was schließlich wohl den Ausschlag
zur Ausstellung gegeben hat. In einer Zeit, da die Abstrakten durch
die Galerie nächst St. Stephan und die Phantastischen Realisten über die
Gunst des Publikums die bildende Kunst in zwei Lager spaltete, sind ein
paar Einzelgänger wie Fleck, die Gruppe der Wirklichkeiten, Reimo
Wukounig, in gewisser Weise auch Gironcoli und Pichler als Zeichner
aufgetaucht, die Figurales mit absurder Grausamkeit und Pop-Art von
eigenem Alpencharakter verbanden. Dabei erzeugten Themen wie
Konsumverweigerung, Identitätsspaltungen, Umwelt, aber auch Politik ein
eigenes Universum verletzter "Freaks", die schon damals mit den
biologisch-artifiziellen Mutationen verbunden waren und als
"Gehirnadapter" wie "Modulatoren" auftraten.
Kritische
Aussteiger
Man war ironisch und kritisch gegenüber den neuen
Massenmedien, denn es war auch die Epoche Marshall MacLuhens, trotzdem
teilte man sich in urbanes Leben und Liebe zur Landschaft als
"Aussteiger"; bei Fleck war es ähnlich wie bei Pichler und Attersee das
Südburgenland. Auch die spitzlinigen Hügellandschaften um St. Martin
verraten das große Können des Zeichners wie seine teils kannibalistischen
Stillleben, seine erotischen Aktzeichnungen, vor allem aber seine beinahe
quälend anmutenden Selbstbefragungen.
Schwierige
Existenz
Meist geht er von seinem Bildnis aus und wandelt es
dann in eine Tiergestalt - besonders "Affich" oder "Hundsfleck" geben eine
weitere Vorliebe preis: Fleck war auch Dichter sensibler Lyrik, er begann
als Tiefdruckretuscheur und Jazzmusiker. In jungen Jahren verbrachte er
einige Zeit in Schweden, stellte dort erstmals aus. In Wien schloss er
sich neben der Galerie Roter Apfel und deren Umfeld der Gruppe "Der Kreis"
an; zum 50. Geburtstag widmete ihm Breicha dann im Zwanz'ger Haus seine
erste Personale. "Mein Herz pumpt Farbe", schrieb er in "Lebensfarben" -
mit dem eigenen Leben kam er nur schwer zurecht; kaputte Beziehungen,
Selbstmordversuche und Alkohol, Kalksburg und Steinhof kannte er von
innen: In den "Heilanstalten" zeichnete er auch eine Serie der Patienten,
die ebenfalls in der Schau vorhanden ist. Collagen auch aus
Fotografien und Filme runden diese interessante Zusammenstellung zu einer
künstlerisch starken, menschlich zerbrechlichen Existenz ab; auch ein
Symposium und Lesungen sind integriert. Im Katalogbuch schreiben Elisabeth
von Samsonow, Dieter Schrage, Goschka Gawlik, Manfred Chobot u. a.
Erschienen am: 08.03.2005 |
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