VN Fr, 5.12.2003

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Zum Niederknien

"Das Rudel" bei "allerArt" in Bludenz

Bludenz (VN-ag) Die Ankündigung, dass die Bevölkerung der Stadt Bludenz während der Ausstellung "KAM" von 14.000 auf 24.000 Einwohner anwachsen würde, wurde nicht ganz erfüllt. Immerhin sind rund 6000 "Neue" dazugekommen, denen die Galerie "aller-Art" Gastrecht gewährt.

"KAM", das ist Karl Andreas Meyer, 1958 in Basel geborener Künstler. Er hat die neuen temporären Einwohner nach Bludenz gebracht. Rund 6000 kleine Tonfiguren formieren sich zur Skulptur "Das Rudel", die sich auf dem Boden des Galerieraumes in der Bludenzer Remise ausbreitet.

Was der Künstler vor einigen Jahren mit 500 Figuren angefangen und seither über verschiedene Ausstellungsstationen expansiv fortgesetzt hat, hat aber eigentlich ganz anders begonnen: und zwar mit einem ebenso zufälligen wie authentischen Moment aus der Vita des Künstlers, auf einem Balkon hoch über der bekannten Flaniermeile "Las Ramblas" in Barcelona. Den Blick von oben auf die vorbeiströmenden Menschenmassen gerichtet, sind damals, wie aus einer spielerischen Laune heraus die ersten Figuren entstanden. Mittlerweile verfolgt KAM diese Idee mit Passion und "Das Rudel" ist in einem progressiven Arbeitsprozess auf stattliche 10.000 Figuren angewachsen. Zum Material Ton gesellt sich seit einiger Zeit farbige Plastilinknete, sodass die graue Masse von leuchtend bunten Einsprengseln durchbrochen ist.

Kinderland

In Bludenz breitet KAM seine Figurinen, allesamt nur wenige Zentimeter groß, wabbernd und wuchernd, wie einen Blumenteppich, im Galerieraum aus - nicht in starre Geometrie gepresst, sondern als organische, auf die räumliche Situation vor Ort reagierende Formation, ausgerichtet auf eine Ecke des Raumes. Was zunächst als Masse erscheint, entpuppt sich bei näherer Betrachtung als Ansammlung von lauter Einzelwesen. Als fantastische Gestalten, halb Mensch, halb Tier, halb von dieser und halb von einer anderen Welt und durch ihren individuellen Ausdruck deutlich voneinander zu unterscheiden. Irgendwie repräsentieren die winzigen, handgeformten Figürchen, neben dem kollektiv verfügbaren, mit Erinnerungen besetzten Material, auch ein Stück Kinderland.

Also nicht zögern, das ist eine Ausstellung zum Niederknien. Im Augenkontakt mit dieser freundlichen Armada von Däumlingen erfüllt sich der vom Autor Fernando Pessoa proklamierte Wahlspruch: "Sei plural wie das Universum!"

Die Ausstellung ist in der Galerie "aller-Art" in der Remise Bludenz bis 18. Jänner zu sehen, geöffnet Mittwoch, Freitag, Samstag, Sonn- und Feiertag, 15 bis 18, Donnerstag, 16 bis 20 Uhr (24., 25., 26., 31. Dezember und 1. Jänner geschlossen).

Auch ein Stück Kinderland in der Remise. (Foto: A. Grabher)




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