VN Fr, 27.7.2001

Politik
Lokal
Sport
Markt
Kultur
Medien
Welt

Chronik
Notdienste
Wohin
Leserbriefe
TV
VN-Heimat

Anzeigen






Kultur 

"Zeichnen ist wie dirigieren"

Sonderausstellung: Zeichnungen Vorarlberger Künstler ab 1960

Dornbirn (VN-cd) "Skulpturen machen oder ein Bild malen ist wie ein Instrument spielen. Das Zeichnen hingegen ist wie dirigieren", schreibt der Künstler Gottfried Bechtold. Meisterinnen und Meister des Taktstocks, pardon des Stiftes, präsentieren die Sonderschau im Rahmen der ersten "art bodensee", die der Zeichnung in Vorarlberg ab 1960 gewidmet ist.

Die Aufarbeitung des Themas war nicht nur eine Notwendigkeit, die Dokumentation beweist, dass sich auch bei Beschränkung auf Arbeiten Vorarlberger Künstlerinnen und Künstler ein inhaltsreiches Projekt verwirklichen lässt.

Die Kunsthistorikerin Susanne Berchtold hat die Auswahl getroffen und auf einen Überblick gesetzt, der verdeutlicht, dass es "in der zeitgenössischen Kunst nur wenig Künstlerinnen und Künstler gibt, die nicht auf das Medium Zeichnung setzen".

Der Fundus mag daher enorm gewesen sein, die Auswahl ist straff und die Gestaltung äußerst lebendig.

Es geht nicht um Themengruppen. Jeder Künstler steht sozusagen für sich, tritt - so wie die Zeichnung eben auf den Ursprung der Idee verweist - in den unmittelbaren Kontakt mit dem Betrachter.

Auf jedem Material

Das gilt für Herbert Albrecht, dem die Zeichnung als Vorstufe für die Bildhauerei dient, ebenso wie für Sabine Marte, deren Interesse es war, das Medium Zeichnung in die Kamera zu transferieren, was zu Videozeichnungen führte. Zeichnen ließe sich auf jedem Material, meint die junge Künstlerin (Jahrgang 1967), seien es Bänke, Wände, Fliesen oder sei es Haut.

Was nun nicht heißen soll, dass die Kuratorin bei der Auswahl darauf bedacht war, alle Spielarten durchzumachen.

Künstlerinnen und Künstler, die man sofort mit Zeichnungen in Verbindung bringt, also der spontane Tone Fink ("In der Zeichnung liegt nichts Ewiges, sondern Vergehendes"), Sabine Luger, die "konsequent ihren Weg als Zeichnerin weiterentwickelt", oder Gesine Probst mit ihren poetischen Arbeiten, sind ebenso selbstverständlich vertreten, wie die "Klassiker" Leopold Fetz, Walter Khüny und Hubert Berchtold.

Den bildhauerischen Alltag sieht Christoph Lissy in seinen Zeichnungen (Tagebücher der Befindlichkeit) erwähnt, "Zeichnen ist gesund - jedenfalls gesünder als wilde Tiere zu streicheln", meint Regine Götz, deren Installation "Eisbären und Tiger" keineswegs nur illustrativen Charakter hat, lauert hinter den possierlich dargestellten Raubtieren doch das Bedrohliche.

Eine Anthologie

Zur Ausstellung mit 144 Arbeiten von knapp 30 Künstlern wurde ein sorgsam erstellter Katalog aufgelegt. Nachdem Werkabbildungen mit Kommentaren von den jeweiligen Künstlern oder in wenigen Fällen über sie versehen sind, erweist er sich als reizvolle Anthologie, die über die Ausstellung hinaus Bestand haben wird.

Abgesehen davon verwundert es nicht, dass man Künstlerinnen und Künstlern, die hier vertreten sind, auch in manchen der Galeriekojen der "art bodensee" begegnet.

Die Sonderschau ist während der "art bodensee" (täglich 14 bis 22 Uhr, sonntags bis 20 Uhr) sowie anschließend noch bis 5. August, täglich 16 bis 22 Uhr, sonntags bis 20 Uhr geöffnet.

Arbeit von Michael Mittermayer.




Kultur 

Zum Seitenbeginn