Auch Erich Aufreiter sitzt. Die Sitzgelegenheit, die er nutzt, befindet sich nahe dem Eingang zur Garstner Justizanstalt. „Leo sitzt“ heißt sie. Weißer Marmor. Bearbeitet vom Künstler Markus Redl und einem, den man Leo nennt und der drinnen im Gefängnis – ja, genau: – sitzt.
Erich Aufreiter: Der Steyrer Grafiker und Kulturpädagoge ist der Kurator der Ausstellung, die Auseinandersetzung zwischen „drinnen und draußen“ ermöglichen soll. Auf Leos Sitz sitzend sitzt er die Zeit bis zur Ausstellungseröffnung ab. Einen kleinen Teil davon zumindest.
„Ich bin froh, wenn alles wieder vorbei ist“, sagt er.
Das könnten – anders gemeint – auch Leos Worte sein.
Eröffnung am 15. Mai
„drinnen und draußen“ wird am Samstag, 15. Mai, eröffnet. Fünf Künstler haben sich mit dem Thema beschäftigt, die meisten von ihnen sind in Steyr zu Hause:
Bernadette Huber: Sie hat zwei Plakate geschaffen und ein Video, das ab Samstag in einer Auslage am Platzl gezeigt wird: Interviews mit Häftlingen. Walter Ebenhofer hat fotografiert, was Insassen in die Gefängnismauern graviert haben. Josef Wintersteiger wird öffentlich einsehbar mit einem Freigänger eine Musterzelle teilen. Eine Auswahl jener Texte, die Häftlinge in einer Schreibwerkstatt mit Rudi Habringer angefertigt haben, wird nachts auf das Lagerhaus projiziert.
Außerdem: „Der Wintersteiger hat die Kooperation mit Freilassing initiiert“, sagt Aufreiter. Von dort werden am Samstag der Kulturstadtrat und die Künstlerinnen Gisela Brechenmacher und Brigitte Lumpi nach Garsten kommen. Auch sie stellen aus.
Die Vernissage von „drinnen und draußen“ beginnt um 11 Uhr im ehemaligen Stiftshof. Dabei tritt unter anderem der Männerchor Garsten – verstärkt durch einige Stimmen von „drinnen“ – musikalisch in Erscheinung. Bereits ab 10 Uhr findet ein Symposium zum Thema „Strafvollzug in Garsten“ statt. Eine Schulklasse der HLW Steyr hat im Vorfeld in Garsten eine Umfrage gemacht zum Thema „Stört sie das Garstner Gefängnis?“ 100 Prozent der Befragten haben mit „Nein“ geantwortet.
Nachsatz: Bevor die Bank „Leo sitzt“ nach draußen geholt wurde, war sie in der Justizanstalt aufgestellt. Die Häftlinge haben sie angeschaut, draufgesetzt hat sich aber kaum einer, erzählt Aufreiter.
Die drinnen sitzen ja ohnedies – ohne sich extra setzen zu müssen.